Adventsgeschichte 1. Teil
Er liegt in der hintersten Ecke in einem Gehege im Tierheim und hängt seinen Gedanken nach.
Bubi ist nicht besonders groß aber auch nicht besonders klein. Er ist weder alt noch jung und er hat auch sonst nichts wirklich Herausstechendes an sich.
Er ist einfach nur ein mittelmäßiger Hund, der es inzwischen gewohnt ist, dass ihn niemand sieht. Und genau aus diesem Grund liegt Bubi auch ganz hinten.
Es lohnt einfach nicht sich aufzurappeln und in der vordersten Front zu stehen, wenn Besucher durch das Tierheim streifen, denn in dieser Liga spielt Bubi einfach nicht mit. Niemand schreit vor Entzücken auf, wenn Bubi sich doch noch einmal aufrafft, um sich potentiellen neuen Hundebesitzern anzubieten.
Das hat er nach den ersten Malen begriffen, in denen er traurig zurück trottete, in die hinterste Ecke. Er ist einfach ein Allerweltshund und hat kaum Chancen jemals in den Transporter zu steigen, der jeden Monat losfährt, mit Kameraden an Bord, die zuvor noch seine Kumpel waren. Er weiß, er wird sie nie wiedersehen, und er weiß, dass er wohl nie mitfahren wird, wenn das große weiße Auto das Tierheim verlässt.
Und so bleiben ihm nur seine Träume, die er sich Nacht für Nacht und manchmal auch tagsüber gönnt, wenn er traurig ist. Es beginnt immer damit, dass er zu einer älteren Dame gebracht wird, die in einem alten Haus wohnt, mitten in einem Wald.
Die ältere Dame lebt alleine dort und freut sich so sehr ihn, Bubi, als Freund zu haben. In seinen Träumen verbringt er seine Tage damit auf sein Frauchen aufzupassen und sie zu beschützen, ganz wie ein treuer Hund es eben so macht. Und abends sitzen sie dann gemeinsam vor dem Kamin, in dem das Holz knistert und Wärme und Wohligkeit verbreitet.
Frauchen strickt Socken und er liegt neben ihr in einem Körbchen und ist mit sich und der Welt zufrieden.
Plopp!
Wie widerlich!
Ein Tropfen, der auf seiner Nase landet, reißt ihn jäh aus seinen Gedanken und er liegt wieder in seinem Gehege in der hintersten Ecke. Es regnet und wieder einmal wird ihm klar, dass ihn seine Träume nicht wärmen und auch nicht vor dem Regen beschützen können. Er trottet langsam zu einer der Hundehütten, die in seinem Bereich zur Verfügung stehen und rollt sich dort zusammen. Okay, hier wird er nicht nass, aber mit dem warmen Bettchen vor einem Kamin, von dem er eben noch träumte, hat das so gar nichts gemeinsam.
Also beschließt Bubi dort weiterzumachen, wo er eben aufhörte, als der Regen ihn weckte.
Er schließt seine Augen und schon Minuten später verrät sein zufriedener und entspannter Gesichtsausdruck, dass er wieder eingeschlafen ist und sich zumindest für den Moment an seinem Traumort befindet.
Und so dringt leises Schnarchen aus der Hundehütte, die ganz nahe an der hintersten des Zwingers steht.
Pfotenhilfe-Ungarn Team
und Team Tierschutz-Zentrum
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