Aktuelle Meldung
Missstände im ländlichen Ungarn
Ungarn ist ein Land der extremen Gegensätze.
Die soziale wie auch die wirtschaftliche Schere ist weit geöffnet.
Dies zeigt sich am deutlichsten bei den Unterschieden zwischen Stadt- und Landleben.
In den Städten ist die Entwicklung rasant, wohingegen auf dem Land die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.
Dort steigt das Durchschnittsalter der Bewohner stetig an. Ausnahmen bilden hier lediglich die stadtnahen Gebiete.
Viele "Tanyas" – das sind ungarische Gehöfte - sind Micro landwirtschaftliche Betriebe oder teilweise Selbstversorger. Diese Tanyas sind auch oft sehr einfach gebaut, manchmal sogar ohne sanitäre Anlagen im Haus.
Des Weiteren gibt es in diesem Bereich sehr viele alte Leute, die von einer Rente leben müssen, die eigentlich zum Sterben zu viel aber zum Leben viel zu wenig ist.
Man darf sich also nicht wundern, wenn auf solchen Höfen die Haustiere nicht an erster Stelle stehen. Sie sind - genauso wie die Nutztiere - für eine Aufgabe gedacht, wie zum Beispiel das Haus zu bewachen oder Mäuse zu fangen und weniger für die soziale Erweiterung der Familie.
Die Folgen einer solchen Tier Haltung ist jedoch manchmal verheerend.
Aufgrund schlechter oder gänzlich fehlender Einzäunung leben viele Hunde an der Kette, ohne einen ausreichenden Schutz vor Sonne, Regen, Hitze oder Kälte geboten zu erhalten.
Die medizinische Versorgung beschränkt sich dann leider oft auch nur auf die vom Gesetz verordnete Tollwut Impfung. Wenn ein Hund erkrankt, werden leider nur allzu oft ohne genaue Diagnose ein paar Tabletten nach Erfahrungswert vom Tierarzt verabreicht, da die Leute eine meistens teure Diagnose aus Kostengründen ablehnen.
Auch die Vornahme der kombinierten Schutzimpfung, die gegen einige der dort noch immer weit verbreiteten Infektionskrankheiten wirken würden, ist oft nicht gegeben.
Die Kastrationsrate in diesen Gegenden liegt maximal bei 30 %. Das ist auch der Grund für die vielen Streuner und die ungewollten Hundepopulationen.
Dass die dort lebenden Tiere nicht kastriert werden hat mehrere Gründe.
Zum einen mangelt es an der notwendigen Aufklärung der Bevölkerung, zum anderen an den finanziellen Mitteln.
Anstatt über Menschen zu urteilen, deren Probleme uns zum Großen Teil unbekannt sein dürften, sehen wir unsere Aufgabe darin, direkt vor Ort zu gehen, um mit den Menschen zu reden, sie aufzuklären und Ihnen Hilfe anzubieten.
Dies kann wiederum auf verschiedene Weisen erfolgen.
Hat man denn durch die Aufklärung zuerst einmal ein Maß an Aufmerksamkeit gegenüber dem Tier entfachen können, so wird die Bevölkerung mit zunehmendem Vertrauen auch bereit seine Hilfe dort anzunehmen, wo sie am nötigsten ist.
Dies kann die Unterstützung mittels Impfaktionen oder Kastrationsprogrammen sein, aber eben auch ein vernachlässigtes Tier aufzunehmen und ein geeigneteres zu Hause dafür zu suchen.
Denn nur, wenn man hilfsbereit und ohne die Keule zu schwingen agiert, wird man auch einen Blick hinter die Kulissen erhalten und sehen wie es dort in Wirklichkeit aussieht.
Dies ist zumindest unsere Überzeugung.
Pfotenhilfe-Ungarn Team
Und Team Tierschutz-Zentrum
© Pfotenhilfe-Ungarn