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Und die Zeit stand still...
Vorsichtig wagten wir am frühen Morgen einen Blick durch die Tür des Behandlungsraums. Nudli schaute uns aus wachen Augen an, liegend in ihrem Körbchen. Sie hechelte sacht, hob den Kopf und sah uns erschöpft an.
Die erste Nacht war vorüber. Der Zustand hatte sich nicht verschlechtert. Wir waren guter Dinge. Mit Hoffnung im Herzen konnten wir unser Tagwerk verrichten und uns um unsere Aufgaben kümmern. Immer wieder sahen Nicki und Attila nach der Hündin. Alles sah danach aus, als hätten wir das Schlimmste überstanden. Dachten wir…
Gegen Mittag kam dann die bittere Wende. Wieder sahen wir nach Nudli und uns blieb beinahe das Herz stehen. Außerhalb ihres Körbchens, keine zwei Schritte entfernt musste die Hündin zusammengebrochen sein. Ihr Atem war schwach und hektisch, sie bewegte sich kaum, nahm uns nicht richtig wahr.
Ihre Temperatur war mittlerweile gesunken, weswegen wir sofort nach Decken griffen und sie darin einpackten. Währenddessen lief bereits eine weitere Infusion durch ihren Körper. Es musste schnell gehen. Jede Sekunde zählte.
Über Stunden saßen wir bei Nudli, die nicht mehr wiederzuerkennen war. Ihre Schleimhäute und Augen waren gelb angelaufen. Ihre Atemzüge waren so schwach – jedes Mal, wenn sie einmal tief durchatmete, hielten wir gebannt unseren Atem an, harrend, ob dieser nicht ihr letzter war.
Mit sanften Berührungen ließen wir sie wissen, dass wir nicht von ihrer Seite wichen. Sie sollte spüren, dass sie nicht alleine war!
Uns wurde kalt. Anfangs war es ein kaum merkliches Schütteln, doch je länger wir an Nudlis Seite saßen, desto intensiver verspürten wir einen kälter werdenden Schauder. Uns kam es vor, als hätten wir alle Energie in diesen Hund gelegt, damit sie es schaffte.
Weitere Zeit verging und das Bangen nahm kein Ende. Nudlis Zustand besserte sich nicht, er wurde aber auch nicht schlechter. Sie war eine Kämpferin und wollte nicht aufgeben. Und mit unserer Nähe versuchten wir alle Kraft an sie weiterzugeben.
Unsere Finger strichen sanft über ihr Fell und ihre Augen behielten uns im Blick. Es war fast, als wollte sie uns damit etwas mitteilen, wollte uns wissen lassen, dass sie kämpfte und dankbar war, dass wir sie mit dieser Situation nicht allein ließen. Wir empfanden es als angenehm, geradezu beruhigend. Denn das ließ uns immer noch hoffen.
Minuten wurden zu Stunden. Weder aßen, noch tranken wir etwas. Es fühlte sich falsch an, geschweige denn hatten wir Appetit. Draußen drehte sich die Welt weiter und unsere drehte sich allein um Nudli.
Und plötzlich wurden wir in die bittere Realität zurückgerissen. Nudli entfuhr ein Knurren, ihre Augen weit geöffnet und mit einem letzten Aufbäumen entwich ihr der Atem…
Und die Zeit stand still. Unsere Blicke hafteten an der Hündin, die sich nicht mehr rührte. Fassungslosigkeit erfüllte unsere Herzen. Niemand sprach. Niemand bewegte sich. Wir waren wie erstarrt. Alle Energie war von uns gewichen. Wir fühlten uns leer.
Trauer flutet unsere Herzen, wenn wir an diese Hündin denken. Gerade erst hatten wir das Gefühl, dass Nudli richtig „angekommen” war und ihr Für-Immer-Zuhause im Remeny-Wald gefunden hatte. Sie war zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte sich wohlgefühlt und das hat uns glücklich gemacht. Und nun hat die Welt eine Seele mehr verloren.
Wenn uns Nudlis Tod eines lehrt, dann die Tatsache, dass das Leben aus heiterem Himmel vorbei sein kann. Entscheidungen sollten nicht in weite Ferne gelegt, sondern zeitnah getroffen werden. Wer helfen will, sollte jetzt helfen und nicht erst in drei Monaten, wenn nichts dazwischen kommt.
Nudli bleibt für immer in unseren Herzen.
Ihr Pfotenhilfe-Ungarn Team & Team Tierschutz-Zentrum
Copyright: Anke und Rebecca