Aktuelle Meldung
Niki und Luigi
Als ich im Oktober 2015 das Tierschutz-Zentrum besuchte, war Luigi gerade aus dem Illatos , einer Tötungsstation in Budapest, angekommen. Dort hatte er seinem sicheren Tod entgegen gesehen. Er musste für den Transport sediert werden und schnell war klar, dass Luigi nicht in der Verfassung war in ein eigenes zu Hause vermittelt zu werden. Sein Sozialverhalten war katastrophal.
Luigi wurde in einem Innenzwinger untergebracht, in der Hoffnung, dass er sich dort eher beruhigen und an den Alltag im Tierschutz-Zentrum gewöhnen könnte.
Seither bin ich drei bis viermal jährlich, immer wenn ich vor Ort war, bei ihm vorbei gegangen. Wenn ich mal aushalf die Zwinger zu reinigen war ich tunlichst darauf bedacht nicht zu Luigi hinein zu gehen.
Luigi gebärdete sich immer wie ein Ungeheuer wenn man an seinem Zwinger vorbei kam und ich hatte wirklich großen, nein, eher sehr großen Respekt vor ihm.
Vor 2 Jahren fing ich an, bei ihm stehen zu bleiben und ihm ein Leckerchen anzubieten. Plötzlich war dieses wütende Ungetüm ganz ruhig und still und nahm , was ich ihm anbot, ganz vorsichtig von mir an.
Damals fing ich an sein Wesen zu sehen. Ich wäre noch immer um nichts in der Welt zu ihm in den Zwinger gegangen, aber ich hab den roten Burschen mit anderen Augen betrachtet. Und ich war so traurig, dass sein Leben sich in einem Innenzwinger abspielte, nur unterbrochen von kurzen Intervallen, die er im Auslauf zubrachte.
Doch leider sind die Kapazitäten des Tierschutz-Zentrums nicht unendlich und ein Hund, der einen Einzelplatz benötigt kann keinen Außenzwinger belegen, in dem sonst eine 4er oder 5er Gruppe untergebracht werden kann.
Umso schöner war es dass die Einzelwaldgehege im letzten Herbst fertig gestellt werden konnten und Luigi endlich einen angemessenen Auslauf hatte. Ich habe mich im Oktober so sehr gefreut, als ich den hübschen Hundemann das erste Mal in der Sonne sah und beobachten konnte wie er ausgelassen durch sein Gehege lief. Und natürlich habe ich ihm auch wieder das eine oder andere Leckerchen zugesteckt, das er ganz typisch Luigi sehr sehr vorsichtig aus meiner Hand nahm.
Vor zwei Wochen war ich wieder zu Besuch und Niki bat mich ob ich ein paar Fotos von ihr und Luigi machen könne. Sie erklärte mir dass ihr Herz für Luigi schlägt und sie ihn so sehr lieb gewonnen habe. Nun, mir war zwar klar, dass jemand seinen Zwinger reinigt und ihn versorgt, aber seit 2015 habe ich Luigi nie mit einem Menschen zusammen gesehen und konnte mir nicht vorstellen was mich erwartet.
Niki ging zu ihrem Luigi hinein wie zu jeden anderen Hund auch und wurde freudig und stürmisch begrüßt. Ich sah auf den ersten Blick, dass die beiden ein ganz tolles Verhältnis zueinander haben und nach einigen Minuten beschloss ich, dass Fotos ohne Gitterstäbe viel schöner wären und ging, nach Rücksprache mit Niki, zu den beiden in den Zwinger hinein.
Ich habe fotografiert, aber niemand kann sich vorstellen wie zutiefst glücklich ich war, so nah bei Luigi sein zu können. Es sind diese Momente, die einen für alle Rückschläge und Grausamkeiten, denen man bei der Tierschutzarbeit auch begegnet, entschädigen.
Luigi hat ein Leben, für das es sich lohnt am Leben zu sein. Er empfindet Freude und Zuneigung und genießt sein Dasein. Er hat eine Beziehung zu Niki aufgebaut und signalisiert dass Menschen für ihn nicht mehr so schrecklich sind wie in den Zeiten zuvor.
Was wäre wohl aus Luigi geworden, wenn er vor knapp 3 ½ Jahren nicht die Chance bekommen hätte ins Tierschutz-Zentrum zu ziehen?