Aktuelle Meldung
Szotyi wird Arpad
Es gibt viele Gründe nach Ungarn zu fahren. In Zeiten der Corona-Pandemie werden die Gründe weniger, besonders wenn man bereits über 60 ist.
Wir sind trotzdem gefahren. Warum?
Bei uns wohnt ein Ungar namens Phönix. Bevor er zu uns kam, hieß er Leopold und war Langzeitinsasse im Tierheim in Kesckemet.
Phönix wurde als geschätzt 5jähriger von Gabor als Pflegehund zu uns gebracht. Unsere 15jährige Berner Sennenhündin „Socke“ war 3 Tage zuvor verstorben. Dadurch war Schäferhund- Husky-Mix „Benny“ plötzlich allein und fühlte sich einsam. Phönix stieg aus dem Auto, Schwanz eingeklemmt, schaute sich um, Schwanz nach oben, ging über die Treppenstufen ins Haus, „kam, sah, siegte“ und blieb für immer.
Phönix übernahm sehr schnell die Rudelführung. Der sehr speziell orientierte Alters-Gnadenhund „Georg“ zog später auch noch ein. Aber Phönix regelte alles. Und seine Welt war in Ordnung.
Dann ging „Benny“ über die Regenbogenbrücke. Es blieb Georg als Rudelmitglied. Da dieser in seiner eigenen Welt lebte, war das für Phönix keine lohnende Aufgabe. Er wurde dicker und bequem.
Wenige Wochen nach Benny verließ uns auch Georg. Nun war Phönix allein. Und das gefiel ihm ganz offensichtlich nicht und es tat ihm auch nicht gut.
Wir suchten in deutschen Tierheimen nach einem passenden Kumpel für ihn. Es gab einige Begegnungen mit Hunden, die uns gefielen. Aber es hat bei Phönix nicht gefunkt. Wir waren schon fast am Aufgeben, als uns noch ein gerade eben aus der Vermittlung zurück gegebener junger Malinois-Mix präsentiert wurde. Phönix beschnupperte den ca. Einjährigen, wedelte mit dem Schwanz und die Sache war geritzt.
Maestro zog ein. Phönix war wieder ein glücklicher Hund. Und – was er noch nie getan hatte – er spielte und raufte sogar mit dem neuen Kumpel. Zwei dicke Freunde wie Opa und Enkel beleben seither unser Haus.
Was hat das nun mit Ungarn zu tun?
Phönix wird jetzt richtig alt, er will mit Maestro spielen und tollen, aber es wird immer schwerer für ihn. Außerdem sieht er noch freie „Rudelkapazitäten“. Und er macht täglich bei uns und unserem Umfeld Werbung für Ungarnhunde.
Am 1. Oktober gehe ich in Rente und dann sollen unsere beiden Arrivierten einen neuen Kumpel dazu bekommen. Und auf besonderen Wunsch von Phönix soll der aus Ungarn kommen und er möchte sich den neuen auch wieder selbst aussuchen. Maestro darf dann abnicken oder sein Veto einlegen. Aber Phönix hat die Wahl.
Wir haben einen Termin mit Gabor an einem Augustwochenende vereinbart und sind gefahren. 11 Stunden, dann waren wir da und durften mit unserem Wohnmobil beim Tierschutzzentrum stehen.
Gabor nahm sich die Zeit unsere Hunde in der Zweier-Kombi etwas kennenzulernen. Phönix alleine kannte er ja schon.
Am nächsten Morgen um 10 sollten wir zur Swiss Ranch kommen. Wir warteten vor dem Tor, wurden eingelassen und unsere Hunde durften sich in einem abgeschlossenen Freilauf etwas ausruhen.
Gabor zeigte uns beim Rundgang Hunde, die er für geeignet hielt. Dabei war auch ein als schwarzer Wuschel verkleideter Flummi. Dieser sprang unaufhörlich in Brusthöhe gegen die Käfigtür. Beeindruckend, diese Energie und Kondition!
Wir sahen viele hübsche Hunde, die uns sehnsüchtig beäugten.
Aber parallel dazu sahen wir auch, was sich auf der Swiss Ranch alles verändert hatte. Große, sehr gepflegte Zwinger mit Hütten und Spielmöglichkeiten für Welpen und Junghunde. Mehrere Auslaufgehege mit Schattengestellen. Waldgehege für die nicht Vermittelbaren. Ein Behandlungsraum mit richtiger medizinischer Ausstattung. Die Gesamtwirkung war überwältigend. Der Standard eines gehobenen deutschen Tierheims – und das in Ungarn!
Und es war nicht nur die Außenfassade. Alles war für Tierheimverhältnisse sehr entspannt, die Hunde, die Mitarbeiter, die Besucher, auch unsere beiden eigenen Hunde. Wahnsinn!
Eine deutsche Familie kam gleichzeitig ins Tierheim und holte ihren Junghund persönlich ab. Die Frau mit dem Welpen auf dem Arm sah so glücklich aus, so verliebt! Und der Mann und der Sohn auch. Der Welpe kuschelte sich derweil sehr zutraulich in die Armbeuge seines neuen Frauchens.
Wir hatten eine Rangfolge gemacht, welche Hunde Phönix begutachten sollte. Nummer 1 wurde in den Freilauf gebracht. Wir holten Phönix und Maestro aus ihrem Gehege und gingen mit ihnen zum Freilauf. Sofort erfolgte durch das Gitter die Kontaktaufnahme, Schnüffeln, Schwanz wedeln, Ablecken. Alles durch das Gitter. Als Gabor endlich kam, durften wir zu Szotyi in den Freilauf. Wir liefen mit unseren Hunden an der kurzen Leine im Kreis. Keine Reaktion. Ableinen. Die Drei umkreisten sich vorsichtig, wedelten, leckten. Phönix musste nochmals kurz seinen Vorrang durch einen kleinen Besteigungsversuch unterstreichen. Und dann legten sich Phönix, Maestro und Szotyi nebeneinander in den Freilauf. Die Liste war Makulatur, die Wahl getroffen.
Wir gingen auf einen Dreierspaziergang. Szotyi nutzte die Gelegenheit, um sich reichlich Streicheleinheiten abzuholen. Beim Wohnmobil angekommen legten sich die Hunde in den Schatten. Der schwarze Wuschel entschloss sich aber sehr schnell anders. Er nutze die Gelegenheit für exklusives Kuscheln. „Wirst du mein neues Herrchen?“ Auf dem Rückweg zur Swiss Ranch folgte ein kurzer Sitzstreik, doch mit kulinarischen Argumenten war die Fortbewegung machbar.
Szotyi wird unser Hund, wird Arpad. Das war klar. Ihm war es auch klar.
Er schaute sehr verwirrt, als wir ihn zurückgaben und er wieder in den Zwinger gebracht wurde. Aber wir konnten ihn jetzt unmöglich mitnehmen. Wir hatten noch eine anstrengende Tour vor uns.
Und so sitzt nun Szotyi, der bald Arpad heißt in Ungarn in seinem Zwinger. Und wir sitzen in Deutschland im ehemaligen Bauernhof. Und Phönix und Maestro spielen miteinander. Moderat, so dass Phönix nicht überfordert wird. Und alle zusammen, jeder an seinem Platz, warten wir ungeduldig auf den Oktobertransport. Mit dem wird Szotyi nach Deutschland kommen. Dann zieht er bei uns endgültig ein. Und von da an heißt er Arpad.
Und Phönix´s Rudel ist dann wieder vollständig und alle werden es genießen.
Dafür lohnt sich ein Kurztripp nach Ungarn (sogar wenn man bei der Ausreise an der Grenze zu Österreich 2 Std. warten muss).
Vielen Dank, Gabor, für die Gastfreundschaft!
Vielen Dank ans Team für die tolle Arbeit vor Ort!
Vielen Dank Maike für die Geduld bei der komplizierten Vermittlung!
Pfotenhilfe-Ungarn Team
Und Team Tierschutz-Zentrum
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