Aktuelle Meldung
3. Advent
Unser Muffin ist kein PHU-Hund, aber wenn wir heute die 3. Adventskerze anzünden, zünden wir noch weitere Kerzen an: 20 Kerzen auf Muffin‘s Geburtstagsknochen! In seinem hohen Alter schafft er es immer noch, mich zu inspirieren. Eine Erkenntnis, die mir durch ihn zuteilwurde, möchte ich hier gern weitergeben.
Schon immer mochte ich folgenden Sinnspruch sehr, aber erst durch Muffin habe ich ihn jetzt richtig verstanden.
Drei Dinge kann man nicht zurückholen:
Die Zeit,
das gesprochene Wort
und die verpasste Gelegenheit.
Im Sommer dieses Jahres hatte Muffin gesundheitliche Probleme und es musste immer jemand bei ihm sein. Der Ort, an dem es ihm anscheinend besonders gut ging und man am besten auf ihn aufpassen konnte, war auf meinem Bauch. Jahrelang hatte er nicht mehr so viel geschmust, aber da Hundesenioren ja oft wieder ein bisschen ‚welpig‘ werden, freute ich mich natürlich über dieses Arrangement. Aber nun saß ich da und dachte, ich hab doch noch so viel zu tun! Und dann schaute ich auf unseren Hunde-Opi und plötzlich wurde mir klar, was eigentlich mit der verpassten Gelegenheit gemeint ist. Es geht gar nicht nur um die Dinge, die man in seinem Leben nicht verpassen soll noch zu tun, sondern auch darum, einfach mal Dinge nicht zu tun und die Gelegenheit nicht zu verpassen, die das Leben einem gerade zu diesem Zeitpunkt bietet; nämlich Herzensmomente zu erleben. Und das tat ich. Also nichts. Oder zumindest nicht viel und nur das Nötigste. Ging ja auch nicht anders mit Muffin auf dem Bauch.
Es war erstaunlich zu erkennen, wie wenig Dinge man eigentlich wirklich tun MUSS. So verbrachte ich einfach fast meine ganze Zeit nur mit Muffin im Arm. Einfach nur da sein! Und nicht dabei immer darüber nachdenken, was man als nächstes und morgen und übermorgen noch tun muss. So wie wir das oft leider tun. Man denkt ständig über die Zukunft nach und verpasst die Gelegenheit, den Moment zu erLEBEN, in seinem eigenen Leben nicht nur anwesend, sondern auch dabei zu sein. Und dann wundern wir uns immer, dass die Zeit so schnell vergeht. Am Montag warten wir schon aufs Wochenende, beim Hundespaziergang schauen wir aufs Handy und überlegen, was wir später noch erledigen müssen und planen am besten noch im aktuellen schon den nächsten Urlaub. Wir arbeiten mehr, um noch öfter und weiter in den Urlaub fahren zu können. Die Gegenwart verbringen wir gedanklich in der Zukunft und wenn wir dort ankommen, denken wir dann auch schon wieder darüber nach, wo es als nächstes hingehen soll. Immer weiter, immer mehr, immer neu. Alles muss High Speed sein, am besten gleich zwei Dinge gleichzeitig ‚multi-tasken‘, und wir hetzen durchs Leben als ginge es darum, schnell am Ziel anzukommen. Aber wo wollen wir denn so schnell eigentlich hin?
Und warum wollen wir immer weg? Ich kann es verstehen, dass man gern reist, um andere Länder und Leute kennenzulernen. Aber immer häufiger höre ich, dass Leute verreisen, weil sie einfach nur weg wollen. Uns ist es schon sehr häufig passiert, dass wir, sobald wir Leuten erzählen, dass wir ein ganzes Hunderudel haben, der allererste geschockte Kommentar ist: „ Aber dann könnt ihr ja gar nicht in den Urlaub fahren!“ Natürlich könnten wir in den Urlaub fahren, aber selbst wenn nicht, sollten wir auf 48 Wochen täglicher Freude und Glück verzichten für vielleicht drei Wochen Urlaub? Ist es nicht schöner ein Leben zu haben, von dem man keinen Urlaub braucht? Wir leben unseren Hunderudeltraum täglich. Und wenn Muffin nun beschlossen hat, dass er es auf meinem Bauch am schönsten findet, dann mache ich das für uns beide möglich.
Ich verschiebe keine schönen Momente mehr auf später. Und wenn ich die Zeit nicht habe, dann nehme ich sie mir trotzdem. Natürlich gibt es genügend Dinge, die man tun muss. Das ist klar. Aber vieles ist auch einfach nur in unseren Köpfen und selbstgemachter Stress. Und der Welt ist es meist ziemlich egal, ob man es tut oder nicht, und meist passiert nichts wirklich Schlimmes, wenn man es nicht tut. Wenn wir einmal in uns gehen und überlegen, was man eigentlich gar nicht braucht und gar nicht wirklich tun muss, wird man merken, welchen Stress man sich oft selbst macht. Warum nicht das ganze Jahr über besinnlich sein statt ständig vor Stress von Sinnen sein?
Überhaupt gibt einem ein Hund auf dem Bauch eine völlig neue Sichtweise der Dinge. Ich kann es nur empfehlen. Es erdet einen. So wie Hunde es sowieso tun. Sie sind ja auch sonst gute Lehrmeister, wenn es um Lebensfreude geht, denn sie leben immer im Jetzt und sind meist spontan für jeden Spaß zu haben.
Als unser Muffin jünger war, hat er seinen roten Ball so sehr geliebt und beim Spielen die Welt um sich herum vergessen. Auch wir hatten so viel Spaß, ihm beim Spielen zuzusehen und mitzumachen. Es war ein sehr ungewöhnliches Spiel, bei dem man den Ball warf und Muffin hinterher rannte und um den Ball lief, um uns zu animieren, den Ball weiterzuwerfen oder zu schießen, so dass er wieder hinterher konnte und dies zog sich den ganzen Spaziergang hin. Der Weg war das Ziel. Er war schon immer sehr weise. In diesem Sinne mache ich hier Schluss, um jetzt eine ganz gemütliche Kuschelparty zu feiern. Der Ehrengast liegt schon auf meinem Bauch.
Wir wünschen Ihnen/euch allen noch viele schöne Herzensmomente.
Sigi & Muffin