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Erfahrungen mit einem GPS-Ortungsgerät
Ende Juli ist der kleine Cuki als Zweithund bei uns eingezogen. Cuki ist einer der vielen Hunde, die im Tierschutzzentrum in Ungarn eine behütete und glückliche Welpen- und Junghundezeit mit seiner Mama und den Wurfgeschwistern im Tierschutzzentrum verbringen dürfen.
Ganz schnell war für uns klar, dass der knapp drei Jahre alte Cuki beim Einleben in unsere Familie besondere Anforderungen an uns stellt, da er sehr zurückhaltend und auch ängstlich war– kein Wunder bei all den neuen Eindrücken, die tagtäglich auf ihn zukamen. Bei allen Geräuschen sprang Cuki sofort auf und verließ im Eiltempo sehr verschreckt den Raum. Trotz seiner Schreckhaftigkeit war er jedoch von Anfang an ein begeisterter Spaziergänger und so haben wir jeden Tag lange Touren durch Wald und Wiesen mit ihm und unserem Emil unternommen. Auch dabei hat Cuki anfangs auf ungewohnte Geräusche wie z. B. ein Knacken im Wald sehr schreckhaft reagiert und wäre geflüchtet, wenn er nicht angeleint gewesen wäre.
Damit wir mit Cuki nicht an der Straße entlang bis zum nächsten Waldweg gehen mussten, sind wir in der ersten Zeit immer mit dem Auto bis zu einem Wanderparkplatz in ca. 1 km Entfernung gefahren und von dort aus losgegangen. So konnten wir gleichzeitig das Autofahren mit Cuki üben. Wenn ich alleine gelaufen bin, habe ich zur Sicherheit die Leinen beider Hunde verbunden. Emil, der übrigens auch ein PHU-Hund ist, hört sehr gut und läuft auch nicht weg. Wenn wir zu zweit waren, hatte mein Mann Emil an der Leine und ich Cuki. So konnte eigentlich nichts passieren - bis zu dem Tag, an dem alles anders war.
Vor ein paar Wochen haben wir an einem sonnigen Sonntag beschlossen, Cuki früh morgens bei wenig Straßenverkehr die Wege zu zeigen, die direkt zu uns nach Hause führen. Denn er sollte ja wissen, wie er nach Hause kommt, falls trotz aller Vorsicht doch mal etwas passiert. Dazu sind wir dann nach einem kurzen Stück entlang der Straße in den gegenüber liegenden Waldweg eingebogen. Es folgte ein schöner langer Spaziergang. Alles war bestens, bis wir wieder kurz vor der Straße waren. Dort bin ich, wie auch immer, an dem sehr trockenen, bergab führenden Weg ausgerutscht, durch eine Kuhle gestolpert und der Länge nach auf dem Boden gelandet, alle Viere von mir gestreckt. Beim Fallen hatte ich wohl in der Schrecksekunde die Hände geöffnet, um mich – vergeblich - abzufangen. Mein Mann mit Emil an der Leine drehte sich zu mir um und im gleichen Augenblick ruckte Cuki an seiner Leine und rannte Richtung Straße. Das ging so blitzschnell, wir hatten keine Chance, die Leine zu ergreifen.
Natürlich haben wir sofort gerufen, „Cuki, Halt, Stopp, komm her“ etc., doch er hat sich nicht einmal umgedreht und nicht eine Sekunde gezögert. Schnurstracks und so schnell er konnte, ist er auf und über die Straße weggelaufen. Mein Mann sofort hinterher, um zu sehen, in welche Richtung Cuki läuft. Natürlich konnte er ihn nicht einholen und Cuki war verschwunden. Ich habe mich schnell aufgerappelt, mit Emil auf der Straße alle Autos wild winkend angehalten und den Fahrern gesagt, dass sie bitte ganz langsam fahren sollen, weil ein frei laufender Hund unterwegs ist. Es gingen mir tausende Gedanken durch den Kopf, aber vor allem „Er darf nicht überfahren werden“. Emil habe ich schnell nach Hause in den Garten gelassen und geschaut (und gehofft), ob Cuki evtl. dorthin zurück gelaufen ist. Da war er aber auch nicht zu sehen.
Und nun kommt das GPS-Ortungsgerät ins Spiel. Bereits bevor Cuki einzog, hatten wir - auf Empfehlung einer Teamkollegin - ein solches Gerät angeschafft, um ihn im Notfall, d. h. falls er trotz aller Vorsicht entlaufen sollte, schnell wiederfinden zu können. Da Cukis Bindung zu uns noch nicht gefestigt war, wussten wir ja nicht, ob er nach einem ersten Schreck wieder zu uns kommen würde.
Obwohl wir keinen Sichtkontakt hatten, konnten wir durch das GPS-Gerät auf unseren Handys sofort sehen, in welchem Bereich Cuki sich befand. Glücklicherweise und auch zu unserem Staunen hatte er sich nicht sehr weit von uns entfernt. Er war zickzack durch den Wald gelaufen, reagierte aber nicht auf unsere Rufe und blieb unsichtbar. Wir haben befürchtet, nun womöglich tagelang nach Cuki suchen zu müssen, bevor wir ihn „einfangen“ können – denn diese Fälle gibt es ja oft und nicht immer gehen sie gut aus. Cuki hätte sich auch zu diesem Zeitpunkt von niemandem anlocken lassen, das war klar. Aber durch das GPS-Gerät konnten wir seine Wege genau sehen und verfolgen. Für uns war es im dichten Unterholz schwierig, voranzukommen und uns ihm schnell zu nähern. Da war unser kleiner „Spargeltarzan“ eindeutig im Vorteil. Was tun? Wir haben das betreffende Gebiet (ca. 200 m) getrennt umkreist, um Sichtkontakt mit Cuki zu bekommen.
Während mein Mann mit dem Unterholz kämpfte, um ihn zu verfolgen, bin ich langsam durch den Wald gegangen und habe Cuki leise und ganz ruhig immer wieder gerufen. Mir ging durch den Kopf, dass Cuki ja ein junger Hund ist, der sehr gut hören und riechen kann und bestimmt ganz genau weiß, wo wir uns aufhalten.
Und dann geschah ein kleines Wunder, für das wir immer noch sehr, sehr dankbar sind. Es raschelte plötzlich hinter mir, ich drehte mich um und sah Cuki, der sich ca. 1 m entfernt von mir hinsetzte und mich erwartungsvoll anblickte. Ich hätte laut jubeln können, bin aber ganz ruhig stehen geblieben und habe zu ihm leise solche Sätze wie „Da bist du ja, toll, dass du wieder da bist“ etc gesagt. Da er sich keinen Millimeter bewegte und ich ihn nicht erschrecken wollte, bin ich dann mit den Worten „Cuki komm, wir gehen nach Hause“ langsam ein, zwei kleine Schritte gegangen. Er blieb aber sitzen, also bin ich ganz langsam wieder zurück, habe mich vor ihn gehockt und ihm wieder gesagt, wie toll er das macht und wie schön es ist, ihn zu sehen. Ich dachte nur, wenn er jetzt davonstürmen will, kann ich mich wenigstens auf die Leine werfen. Cuki blieb aber einfach sitzen, ich konnte ganz vorsichtig die Leine in die Hand nehmen und sofort ging er mit, als ob nichts passiert wäre und wir nun den Spaziergang endlich fortsetzen könnten. Wir sind so glücklich, dass er das Abenteuer wohlbehalten überstanden hat! Nicht auszudenken, wenn ihm etwas passiert wäre.
Dieses aufregende Erlebnis hat uns sehr deutlich gemacht, dass man trotz vieler Jahre Hunde-erfahrung und durch ganz dumme Umstände jederzeit in eine solche Situation kommen kann.
Die erstaunlichste Erkenntnis war für uns, dass Cuki gar nicht weglaufen wollte, sondern sich einfach durch die Sturzgeräusche so sehr erschreckt hat, dass es für ihn die einzige Lösung war, Abstand zu gewinnen (er hätte kilometerweit durch Wald und Wiesen weiterlaufen können, ohne auf eine Ortschaft zu stoßen, blieb aber in unserer Nähe). Im Nachhinein haben wir uns seine Wege nochmals auf dem Handy genau angesehen und festgestellt, dass er zuerst in die Richtung nach Hause gelaufen und dann in den Wald abgebogen ist.
Allein für diese Aktion hat sich die Anschaffung des GPS-Gerätes für uns mehr als gelohnt. Dadurch konnten wir sofort sehen, in welchem Bereich Cuki sich aufhält und ganz gezielt nach ihm suchen. Ohne GPS hätten wir in ihn so nah bei uns nicht vermutet. Sobald das GPS-Gerät eingeschaltet ist, kann man auf dem Smartphone immer den genauen Aufenthaltsort des Hundes feststellen. Es gibt dabei die Möglichkeit, eine „Sicherheitszone“ festzulegen, z. B. den Garten. Verlässt der Hund diese Zone („virtueller Zaun“), wird man durch ein Lautsignal informiert. Sollte der Hund, wie in unserem Fall, entlaufen sein, kann man genau überprüfen, welche Wege er genommen hat und immer seine aktuelle Position feststellen. So vermeidet man womöglich viele Stunden der Suche in völlig falschen Richtungen.
Die Anschaffungskosten für diese Geräte sind nicht sehr hoch und die monatlichen Gebühren belaufen sich im einstelligen Bereich (in unserem Fall für das Gerät ca. 40 Euro und ca. 100 Euro für die Abo-Laufzeit von zwei Jahren). Das kleine Gerät kann einfach am Geschirr befestigt werden (wir hatten es zum Glück nicht am Halsband befestigt, denn das hat Cuki bei seinem Streifzug durchs Unterholz verloren), wird vor dem Spaziergang eingeschaltet und nach der Rückkehr einfach wieder ausgeschaltet.
Mittlerweile hat unser Cuki schon große Fortschritte gemacht. Seine Neugier ist groß und er wird von Tag zu Tag ein bisschen mutiger. Wir lassen ihm alle Zeit, die er braucht, um anzukommen, und sind sehr froh, den kleinen Hundemann aus Ungarn bei uns zu haben.
Pfotenhilfe-Ungarn Team und
Team Tierschutz-Zentrum
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