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Interview: Was steckt hinter einem Hundetransport?
Wie Sie, die unsere Tierschutzarbeit aufmerksam verfolgen, mit Sicherheit wissen, führt die Pfotenhilfe-Ungarn regelmäßig Hundetransporte von Ungarn nach Deutschland durch. Um Ihnen unser Tun noch etwas näher zu bringen, haben wir nun ein Interview mit Gàbor geführt, in welchem er genauer auf den bürokratischen und organisatorischen Aufwand eingeht, den diese Transporte erfordern:
Seit wann werden die Hundetransporte von der PHU durchgeführt?
„Die Hundetransporte machen wir seit 2007. Insgesamt haben wir mittlerweile ungefähr 120 Transporte durchgeführt.“
Wie viele Hunde haben dadurch schon ihren Weg in ein neues Zuhause gefunden?
„Momentan sind wir insgesamt bei knapp 4000 transportierten Tieren. Das sind allerdings nicht nur von uns vermittelte Hunde, wir haben auch immer Hunde von anderen Vereinen mit an Bord.“
Welche rechtlichen Vorschriften müssen beachtet und eingehalten werden?
„So ein Transport zählt als gewerblicher Tiertransport, deshalb muss er bewilligt werden und ist im sogenannten TRACES-System vermerkt, einer internationalen Datenbank für sämtliche Tiertransporte. Darin sind der Verladeort – also unser Tierheim in Ungarn –, Fahrzeug, Chauffeur, die Transportfirma – also in unserem Fall die Pfotenhilfe-Ungarn als Verein – sowie die neuen Besitzer als sogenannter Einreiseort mit separaten Nummern vermerkt und haben jeweils eine eigene Bewilligung.
Der Transporter ist speziell für Tiertransporte mit einer Dauer von über acht Stunden abgenommen. Dafür musste der Transporter mit einem speziellen Lüftungssystem und einer Klimaanlage ausgebaut werden, er wurde isoliert und dergestalt umgebaut, dass er desinfiziert werden kann. Die Person, die so einen Transport durchführt, muss eine Ausbildung dafür haben und eine Prüfung ablegen, dass sie die gesetzlichen Bestimmungen kennt und weiß, wie man Tiere transportiert – nicht nur Hunde, sondern beispielsweise auch, wie viele Schweine pro Quadratmeter transportiert werden dürfen. Da muss man schon büffeln. Wenn man Hunde in einem gewerblichen Zusammenhang über die Grenze fährt, muss man als sogenannter Händler auch eine Importerlaubnis haben.“
Was muss vorab geregelt und gemacht werden?
„Sämtliche Tiere müssen vorher vom Tierarzt untersucht werden und einen EU-Heimtierausweis bekommen. Dafür müssen die Tiere geimpft sein und jeder Hund muss eine eigene Chip-Nummer haben. Der Transport muss mindestens 48 Stunden vor der Abfahrt am Ausgangsort beim Amtsveterinär gemeldet werden. Dort bewilligt der Amtstierarzt die TRACES-Nummern und stempelt sie ab und legalisiert das Ganze damit. Mit den Leuten, die einen Hund übernehmen, haben wir zuvor einen Schutzvertrag abgeschlossen und sie bekommen drei bis vier Tage vor dem Transport mitgeteilt, zu welchem Zeitpunkt wir an welchem Ort sein werden und wo sie somit ihren Hund übernehmen können. Das wird immer individuell abgemacht.“
Wie schaut der Ablauf eines Transportes aus?
„Alle drei bis vier Stunden legen wir eine Pause für die Hunde ein, damit sie trinken können, man notfalls sauber machen kann und um zu schauen, wie es den Hunden geht. Da der Transporter unter 3,5 Tonnen wiegt, muss ich allerdings nicht wie ein LKW-Fahrer geltende Fahrrichtlinien einhalten. Wir haben bei jedem Transport verschiedene Ausgabepunkte für die Hunde – zum einen in der Nähe von Wien und zum anderen verschiedene Stellen in Deutschland. Wir müssen natürlich auch tanken; der Transporter fährt zwischen 600 und 700 km. Wir fahren mit vollem Tank los und versuchen dann möglichst in Österreich nicht zu tanken, weil das viel zu teuer ist. Normalerweise schaffe ich die Fahrt mit einem Mal tanken unterwegs, manchmal werden es auch zwei Mal.“
Wie anstrengend ist das Ganze für Mensch und Hund?
„Anstrengend ist es schon, wobei es auch eine Gewöhnungs- und Einstellungssache ist. Es ist eigentlich Kopfarbeit: Du stellst dich auf so eine Fahrt ein und dann ziehst du es einfach durch. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, ob ich alleine fahre oder jemanden dabei habe. Wenn ich weiß, ich bin alleine unterwegs, es ist kein zweiter Fahrer dabei, dann weiß ich von vorneherein ganz genau, ich muss die Strecke alleine durchziehen. Und dann stellst du dich im Kopf darauf ein. Wenn eine Person dabei ist, die auch fahren kann, bin ich im Geiste auch schon einmal entspannter, weil falls etwas ist, übernimmt diese Person. Das ist ein großer Unterschied.
Im Prinzip hat man Gebelle nur, wenn du verlädst oder entlädst, also Hunde herausgibst. Ansonsten ist es 99 Prozent der Zeit totenstill. Sobald das Auto am Rollen ist, dauert es ein paar Minuten und die Hunde haben sich beruhigt und pennen. Selten, dass es nicht ruhig ist. In der großen Masse sind die Hunde entspannter, als wenn sie alleine sind.“
Wie wirken sich äußere Faktoren wie der Verkehr und das Wetter auf den Transport aus?
„Das kannst du natürlich nicht vorausplanen. Wenn wirklich Stau oder sogar eine Autobahnsperrung ist, dann hast du halt Pech, dann rutscht dein ganzer Zeitplan. Wir hatten auch schon einen Transport, da war so viel Schnee, da waren Teile der Autobahnen gesperrt… das war eine Chaos-Tour. Da haben wir um einiges länger gebraucht als geplant. Wir haben einen ziemlich detaillierten Zeitplan für die Fahrt. Jetzt mache ich das natürlich nicht zum ersten Mal, man weiß in etwa, wo man mit was rechnen muss. Ich kalkuliere die Zeiten so, dass ich einen kleinen Zeitpuffer habe und versuche dabei, auf alle möglichen Gegebenheiten einzugehen. Die letzten Transporte sind wir auch wirklich beinahe minutengenau gefahren. Normalerweise fahren wir ja nachts, ein Grund dafür ist auch, weil da viel weniger Stau ist. Aber wenn da ein Unfall oder etwas Unvorhergesehenes ist, das kann dich schon mal wegwirbeln. Wenn wir merken, wir hängen dem Zeitplan eine Stunde oder zwei hinterher, dann werden natürlich die Übernehmer informiert. Da sind wir während der Tour mit den Übernehmern und auch den Teammitgliedern in regelmäßigem Kontakt.“
Pfotenhilfe-Ungarn Team
und Team Tierschutz-Zentrum
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