Aktuelle Meldung
Was darf man von Hunden aus dem Tierschutz erwarten?
Heute wollen wir Sie auf eine Sache aufmerksam machen, die uns immer wieder beschäftigt, denn allzu oft erhalten unsere Vermittlerinnen Anfragen zu Hunden, die wir schlicht nicht beantworten können.
Doch fangen wir – anhand von ausgesuchten Fragen, die uns immer wieder begegnen - doch einfach einmal von vorne an.
1. Der Welpe „XY“ ist so süß, warum müssen wir denn noch 2 Monate auf ihn warten? Es wäre für ihn doch um so viel besser bereits jetzt in ein zu Hause zu kommen, um ihm in seiner Entwicklung zu unterstützen.
Das stimmt, doch Hundetransporte unterliegen gesetzlichen Vorgaben wie dem Tierschutzgesetz und dem Tierseuchengesetz, in dem der Impfstatus klar geregelt ist. Somit darf ein Welpe frühestens mit 4 Monaten über die Grenze verbracht werden.
2. „Struppi“ sieht aus wie ein „XYZ“. Welche Rasse ist er denn? Wie groß wird er? Hat er Jagdtrieb? Ist er mit Katzen, Häschen oder Meerschweinchen verträglich?
Da unsere Hunde immer ohne Vater zu uns kommen und in sehr vielen Fällen leider auch ohne Mutter, können wir die erste Frage nur ganz schlecht beantworten. Sicherlich kann man oft rassetypische Merkmale erkennen, die z.B. einen Dackel, einen Beagle oder einen Jack Russell Terrier in den Vorfahren vermuten lassen, aber eine Garantie können wir darauf ebenso wenig geben wie Papiere, nach denen wir auch schon gefragt wurden. Nun, wie groß der ausgesuchte Kandidat dann wird können wir auch nur ahnen, aber es soll schon große Hunde gegeben haben, die als Welpen eben keine riesigen Pfoten hatten. Was den Jagdtrieb angeht, so ist das Tierheim nicht unbedingt der Ort, an dem diese Charaktereigenschaft sofort ans Licht tritt. Sicherlich haben wir hier Hunde wie Teo, der sich quer durchs Gelände gräbt, sobald man ihn rauslässt, den man auch äußerlich als Jagdhund identifizieren kann und dem man ganz gewiss kein Häschen vor die Nase zu setzen braucht, um zu sehen was dann passiert, aber generell fallen auch diese Aussagen eher vage aus.
3. Ist der Hund stubenrein, wenn er ankommt?
Nun, aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass die meisten der Hunde aus dem Tierschutz-Zentrum, die schon lange Zeit dort verbringen gelernt haben sich zu erleichtern, wenn sie in den Auslauf gelassen werden, da es für sie angenehmer ist, wenn ihr Zwinger unbeschmutzt bleibt. Die Jungen, oder auch die Gnadenbereichbewohner kennen den Unterschied aber noch nicht, oder nicht mehr. Ich hatte bereits einen Hund, der sich weigerte, die Wohnung zu betreten, weil er die 3 ½ Jahre zuvor immer an einer Kette im Freien gelebt hatte. Als ich ihn endlich nach drinnen brachte, war Stubenreinheit kein Thema, da er schon immer draußen sein Geschäft verrichtet hatte. Andere Hunde von mir lernten sehr schnell wie man sich benimmt, weil ich Ihnen die Gelegenheit gab den Garten fortwährend zu betreten. Was ich damit sagen will ist, dass es eigentlich nur einer gewissen Einfühlsamkeit bedarf, um dem Neuankömmling die Regeln zu erklären. Und natürlich Geduld. Auch Kinder lassen die Windelzeit nicht von heute auf morgen hinter sich.
Zusammenfassend kann man eigentlich nur immer wieder wiederholen, dass Hunde aus dem Tierschutz alle eines gemein haben.
Sie brauchen Zeit, sie brauchen Einfühlungsvermögen und sie brauchen Anweisung, um das Gefühl der Sicherheit zu entwickeln.
Setzen Sie von Anfang an Grenzen, auch wenn der arme Kleine so süß ist, denn er wird lernen die ihm gegebene Freiheit in seinem Sinne auszunutzen. Seien Sie bitte konsequent, denn das liebenswerte Wesen an Ihrer Seite wird nur zu schnell die Schlupflöcher in ihrer Erziehung entdecken.
Geben Sie dem Neuen die Zeit, die er benötigt, um anzukommen und sich einzugewöhnen. Bitte erwarten Sie nicht, dass ein Hund, in dessen Ohren sich sogar Ihre Sprache ungewohnt anhört schon am dritten Tag morgens eine Rolle rückwärts beherrscht, um Ihnen seine Zuneigung zu beweisen. Lernen Sie mit ihrem Hund gemeinsam all die neuen und schönen Sachen zu erkunden und helfen Sie ihm, wenn er zurückschreckt, weil er Angst vor bestimmten Dingen hat.
Diese Hunde kennen weder den Staubsauger noch den Fernseher, sie wissen nicht woher die Musik kommt oder dass die Herdplatte heiß ist, auf der gerade köstlich riechendes Fleisch gekocht wird. Sie haben bisher ja nur gelernt sich im Zweifel auf sich selbst zu verlassen. Die Mitarbeiter im Tierschutz-Zentrum bemühen sich redlich um jeden einzelnen Hund, aber sie haben natürlich weder die Zeit noch die Fachausbildung, um auf jede gezeigte unpassende Reaktion therapeutisch einzuwirken!
Und last but not least, bitte erwarten Sie keine Dankbarkeit von diesen Hunden, weil sie sie gerettet haben. Der Hund kannte bisher kein anderes Leben und hatte sich damit arrangiert. Er kann mit dem Begriff Dankbarkeit nichts anfangen.
Aber ganz sicher wird Ihnen der Hund zeigen, dass er sich bei Ihnen wohl fühlt. Er wird Ihre Fürsorge mit Zufriedenheit quittieren.
Er wird Ihnen deutlich zeigen wie sehr er es zu schätzen weiß, wenn Sie sich aktiv mit ihm beschäftigen.
Und er wird Ihre Nähe suchen, wenn er sich unsicher oder bedroht fühlt.
Dann wissen Sie, dass Sie alles richtig gemacht haben!!!
Pfotenhilfe-Ungarn Team
Und Team Tierschutz-Zentrum
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