Zum Thema Pflegestellen
Häufig bekommen wir Pflegestellenangebote für bestimmte Hunde. Die Gründe dafür sind verschieden: Die Interessenten haben sich in einen Hund verguckt, haben aber schon mehrere eigene Hunde und wollen ihren Bestand nicht dauerhaft weiter aufstocken; die Interessenten sind sich bei einer Adoption per Internet nicht sicher und wollen erst schauen, ob die „Chemie stimmt“; oder die Interessenten können oder wollen die anfallenden Kosten bei der fixen Übernahme eines Hundes nicht übernehmen.
Das Thema Pflegestelle ist eine zweiseitige Medaille und wir wollen im Folgenden darlegen, wann es sich anbietet, einen Hund auf Pflegestelle zu geben und wann wir lieber davon absehen möchten.
Es steht außer Frage, dass sich die Lebensumstände für einen Hund, der aus einem ungarischen Tierheim kommt, nachhaltig verbessern, sobald er auf einer Pflegestelle ist. Viele Hunde haben auf einer Pflegestelle zum ersten Mal die Chance, zu lernen, wie sich ein Hundeleben als Familienhund anfühlt.
Der Pflegehund ist in Sicherheit und den Gefahren des ungarischen Tierheimlebens entkommen, kann medizinisch versorgt, ordentlich gefüttert und gepäppelt werden. Von dieser Seite betrachtet spricht nichts gegen einen Pflegestellenaufenthalt, jedem Hund wäre eine PS zu wünschen.
Die Kosten
Aber für uns gibt es noch weitere Aspekte zu bedenken: Im Prinzip kostet jede Pflegestelle den Verein Geld. Es entstehen der PHU Kosten für tierärztliche Behandlungen, die aus Spendengeldern bereitgestellt werden müssen und in Ungarn ebenso nötig gebraucht werden.
Die Pflegehunde müssen gegen Schäden gegenüber Dritten versichert werden. Die Versicherung der Pflegehunde wird ebenfalls von der PHU bezahlt. Um die Kosten hierfür in einem gewissen Rahmen zu halten, können wir zeitgleich nur eine begrenzte Zahl an Hunden auf Pflegestellen unterbringen.
Vermittlungschancen
Unsere Erfahrung zeigt, dass insbesondere bei ausgewachsenen Hunden die Vermittlungschancen SINKEN, sobald sie in Deutschland auf einer Pflegestelle sind. Wir erklären uns diesen Effekt damit, dass die meisten Menschen, die über die PHU einen Hund suchen, selber eine arme Socke aus Ungarn retten wollen. Da es den Pflegehunden ja schon gut geht und sie in Sicherheit sind, besteht in den Augen vieler hier kein akuter Handlungsbedarf mehr.
So ist es schon häufig vorgekommen, dass ein eigentlich gut vermittelbarer, unproblematischer Pflegehund Monate lang auf seiner Pflegestelle saß, ohne dass sich irgend jemand für ihn interessiert hat.
Man muss sich darüber bewusst sein, dass ein Pflegehund, und sei er auch noch so süß, über Monate und vielleicht sogar Jahre sitzen bleibt, weil sich kein geeignetes Zuhause für ihn findet.
Langzeitpfleglinge sind aus der Sicht des Vereins deshalb problematisch, weil sie laufende Kosten mit sich bringen und die sowieso begrenzte Anzahl an freien Pflegeplätzen zusätzlich reduzieren. Ebenfalls ist es für das Tier suboptimal sich nach Jahren noch einmal trennen zu müssen, falls es dann Interessenten gibt.
Aus der Sicht des Hundes
Ein weiterer, zu bedenkender Aspekt ist die Psyche des Hundes. Der Vierbeiner kommt aus Ungarn und bezieht sein erstes, richtiges Zuhause. Niemand hat ihm gesagt, dass er nur Gast ist und so bindet er sich voll und ganz an seine neuen Leute, schenkt ihnen sein Herz und gewöhnt sich mächtig ein.
Eine Vermittlung ist für viele Hunde nach einem längeren Pflegestellenaufenthalt ein Trauma, denn sie werden aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Insbesondere ängstliche und sensible Hunde können sich bei einem Vermittlungsversuch derart problematisch zeigen, dass jeder weitere Versuch in diese Richtung zum Wohl des Hundes unterlassen werden muss.
Es kann also sein, dass Ihr Pflegehund sich entschließt, bei Ihnen zu bleiben, ganz egal, was Sie davon halten. Eine grundsätzliche Übernahmebereitschaft sollte also zum Wohl des Hundes immer vorhanden sein.
Deshalb...
Aufgrund all dieser Überlegungen müssen wir Pflegestellenangebote für einzelne Hunde häufig ablehnen. Wir sind dazu übergegangen, nur noch bestimmte Hunde auf PS zu schicken: sehr gut vermittelbare Hunde (Junghunde, sehr kleine Hunde) und sehr bedrohte Hunde (durch Krankheit, Mobbing oder ähnliches).
In Ausnahmefällen (!) geben wir auch sehr ängstliche Hunde auf Pflegestelle, die dort resozialisiert und so überhaupt vermittlungsfähig gemacht werden. Aber wie schon beschrieben muss gerade bei solchen Hunden damit gerechnet werden, dass sie sehr lange, mitunter für immer bleiben.
Wenden Sie sich bei Fragen/Interesse bitte an uns, so dass wir ausführlich miteinander sprechen können, auch wenn Sie als Notfall-Pflegestelle helfen möchten.
Notfall-Pflegestellen benötigen wir leider immer dann, wenn ein Tier zum Rückläufer wird und wir meißt sofort einen Platz benötigen um dieses Tier dann "aufzufangen".
Wenn Sie dennoch gerne eine Pflegestelle anbieten möchten, sind wir darum sehr dankbar. Wir benötigen immer bundesweit Pflegestellen für Hunde, die aus welchen Gründen auch immer aus der Vermittlung zurückkommen und zeitnah untergebracht werden müssen.
Hier sollten Sie sich jedoch bewusst sein, dass der Pflegehund nicht ausgesucht werden kann, sondern nach Dringlichkeit von uns ausgesucht und die Pflegestelle auf Passung hin abgestimmt wird.
Sind Sie interessiert daran Pflegestelle sein zu wollen?
Dann scheiben Sie bitte an :
m.tudsen(ät)pfotenhilfe-ungarn.de
Vielen Dank!