Straßburg 20.04. - 22.04.2009
Wir wurden im Februar von dem Verein Ärzte für Tiere e.V. angeschrieben, ob wir bereit wären, Berichte und Bilder zu Ungarn abzugeben um eine Deklaration der Abgeordneten im EU Parlament Hutchinson, Parish und Hammerstein zu unterstützen. Nach den eingereichten Berichten der verschiedenen Organisationen kamen dann diese Zahlen zusammen.
Zum besseren Verständnis hier die Presseerklärung von Ärzte für Tiere e.V.:
Die drei Parlamentarier Hutchinson, Parish und Hammerstein haben eine Erklärung, Deklaration Nr. 12 ins EU Parlament eingebracht, um dem in allen europäischen Ländern der EU nach wie vor bestehenden Elend der Streunertiere, aber auch der Tier in den dortigen Tierheimen, durch ein europaweit geltendes Tierschutzgesetz ein Ende zu bereiten.
Auf den ersten Blick wird man sich vielleicht fragen, ob das überhaupt notwendig ist, da die meisten der EU Länder ja ein Tierschutzgesetz haben. Die folgenden ungefähren Zahlen zeigen jedoch eine grausame Realität: In Spanien werden pro Jahr 100.000 Hunde getötet, in Ungarn 30.000 – 40.000, in Bulgarien 40.000-50.000, in Irland 40.000-50.000 und Zehntausende sind es auch in Griechenland, Frankreich, Rumänien, Zypern und vielen anderen Ländern.
Die Tötungen werden auch nicht in Narkose vollzogen, nein, entweder man verabreicht, billige Giftspritzen ohne vorherige Betäubung, was einen langsamen und qualvollen Tod nach sich zieht oder man schlägt mit Eisenstangen auf die Tiere ein, bis sie endlich tot sind.
Auch das Verhungern und Verdursten lassen in winzigen Käfigen ist eine sehr verbreitet Tötungsmethode, da dies die geringsten Mühe macht. In keinem dieser Länder besteht der Vollzug eines staatlichen Kastrationsprogammes, obwohl dies die Anzahl der Streuner auf humane und natürliche Weise innerhalb weniger Jahre deutlich reduzieren würde.
Ausländischen Tierärzten wird in manchen Ländern keine Arbeitserlaubnis erteilt, wie z.B. in Griechenland und Ungarn. Hunderttausende von nicht-kastrierten Hunden werden ausgesetzt, in Portugal sind es 150.000 -200.000 und in Italien 600.000 Hunde jährlich. Die Streunerproblematik, die daher menschengemacht ist, begegnet man nach wie vor durch Einfangen, Massenvergiftungen, Einrichtung von Tötungslagern und Vernichtung.
Dies hat aber in zurückliegenden Jahren die Anzahl der Streuner nicht reduziert, im Gegenteil, nimmt deren Anzahl sogar zu. Rein rechnerisch entstehen aus einer einzigen Hündin ca., 2700 Hunde in nur 5 Jahren. Trotzdem sieht man einfach nicht die Notwendigkeit, endlich eine flächendeckende Kastrationspolitik einzuführen und damit das Leiden langfristig zu beenden.
Tierquälerei ist in vielen EU Ländern Alltag und teils bestehenden Tierschutzgesetze werden nicht beachtet.
Strafanzeigen nicht verfolgt. Das geht sogar soweit, dass z.B. Bulgarien nun in der Nationalversammlung beschlossen hat, dass schwere Tierquälerei keine strafrechtliche Konsequenz hat. Tierheime in osteuropäischen Ländern sind meist als reine Tötungslager konzipiert und keiner, der jemals ein solches Lager betreten hat, wird das jemals wieder vergessen, zu grausam sind die dort anzutreffenden Eindrücke.
Um das Elend der Straßenhunde-und katzen in den EU Ländern zu beenden, kann es nur einen Weg geben und zwar denjenigen, den die Erklärung Nr. 12 der drei EU Parlamentarier empfiehlt:
- Schaffen eines in der EU geltenden Tiersschutzgesetzes
- Staatliche Kastrationsprogramme
- Strafrechtliche Konsequenzen bei Tiermisshandlungen
- Arbeitserlaubnis für Tierärzte in der gesamten EU.
Wir bitten die Politiker des EU Parlaments daher, die Erklärung Nr. 12 der drei Oberparlamentarier Hutchinson, Hammerstein und Parish bis 07. Mai 2009 zu unterschreiben.
Presseerklärung von Ärzte für Tiere e.V.
Wir wollten mit nach Straßburg fahren. Es sollten dort die Abgeordneten der verschiedenen Ländern mit Fotos und Berichten konfrontiert werden, dass alles verbunden mit der BITTE, diese Deklaration mit der Nr. 12 zu unterschreiben. Es müssen 398 Abgeordnete für die Bildung eines einheitlichen Tierschutzgesetzes unterschreiben.
Bis zu Beginn der Fahrt lagen 172 Unterschriften vor. Wir wollten unbedingt, dass unsere Dolmetscherin Annamaria Imm-Koczian uns auf diese Reise begleitet. Niemand von uns hätte besser in der Landessprache mit den ungarischen Abgeordneten sprechen können.
Reisebericht
Am Montag den 20.04.09 um 15:00 Uhr starteten Birgit Lewe und ich um uns auf den Weg nach Straßburg zu machen. Wir waren sehr glücklich, dass Anna mitfahren konnte. Ca. 21:30 Uhr Nähe Mainhausen, stieg Anna zu. Um 1:00 Uhr am 21.04.09 kamen wir im Hotel an. Wir machten uns in die Betten und schliefen außergewöhnlich schlecht.
Wir waren aufgeregt, wussten nicht was uns erwartete, aber was wir wussten war: Das so viel von diesem Besuch im Parlament abhing. Wir fuhren am nächsten Morgen nach dem Frühstück in das Holiday Inn. Dort trafen wir Dr. Roland Eichler von Ärzte für Tiere. Er zeigt uns die gefertigten Infotexte, in denen noch eine Korrektur vorgenommen werden musste.
Die Zahlen darin waren erschreckend. Auch die eingereichten Berichte der verschiedenen Organisationen waren ein einziger Alptraum. Noch jetzt wo ich hier sitze und den Bericht schreibe, bekomme ich die Bilder nicht aus meinem Kopf. In Bilderserien zu sehen, wie ein Hund hängend an einer Eisenstange erschlagen wird ist so was von grausam.
Aber auch in die Gesichter zu schauen, der Männer, die so etwas tun. Als wir die vorliegenden 600 Infobriefe berichtigt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtig Parlament.
Zuvor setzten wir uns noch in ein kleines Restaurant, direkt am EU Gebäude. Dieser Klotz war so erdrückend. Ich hatte nur immer im Kopf: Das ist die Höhle des Löwen. Anna bekam vor Aufregung keinen Bissen runter. Ihr Hals war bis oben hin zugeschnürt und ihr Magen streikte. Um 14:00 Uhr machten wir uns dann endgültig auf um in das Parlament zu gehen.
Ich glaube ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so ein großes Gebäude betreten. Der Innenhof ist wunderschön. Es war strahlender Sonnenschein. Ich dachte an die Vereinsgründung und an all die Kritiker. An all die Menschen, die mich nie verstanden haben. Die nie verstanden haben, dass man den Tieren in Ungarn helfen muss.
Hier ging es aber nicht nur in Ungarn, sondern um alle Heimtiere innerhalb der EU. Wenn diese Menschen schon nicht verstehen, dass ich mich für Heimtiere in Ungarn einsetze, wie sollten sie dann verstehen, dass ich bis nach Straßburg nach Frankreich fahre um allen Heimtieren in der EU zu helfen. Daher habe ich mich zuvor entschlossen, es nur zwei meiner Freunde hier im Dorf zu erzählen.
Nun standen wir dort und hatten es bis ins Parlament geschafft. Es hing soviel davon ab. Diesen Gedanken hatte Birgit irgendwie zeitgleich. Wir schauten uns an und irgendwie bekam ich Tränen in den Augen. Birgit ist sehr nah am Wasser gebaut. Bei ihr ging dann in dem Moment nix mehr, als sie sah, dass mir die Tränen in den Augen standen.
Ihr kullerten die Tränen. Anna fing sie auf, obwohl sie selbst mit sich genug zu tun hatte. Wir warteten dort auf Dr. Rumi Becker von Ärzte für Tiere e.V.. Sie steckte irgendwie im Stau und später konnten wir aus irgendeinem Grund gar nicht mehr per Handy telefonieren. Was wir später erfuhren. Im deutschen Handynetz war eine große Störung.
Zu Rumi brach der Kontakt dann ab. Wir mussten noch auf Martina Szyszka von SOS-Galgos warten. Mit ihr konnten wir noch telefonieren. Wir hörten dann am Telefon das sie sagte: Ja wir sind hier. Dieser Innenhof ist so riesig. Und wir mussten uns trotz gleichzeitigem Telefonat irgendwo passend hinstellen. Und plötzlich konnte ich sehen, dass eine zierliche Person die Lippen bewegte und lächelte und zu mir schaute. JAAAAAAA endlich, wir hatten sie gefunden.
Sie hatte auch noch ein paar Tierschützer mit. Martina hatte die Organisation dort vor Ort übernommen. Wir konnten jetzt in das Gebäude hinein. Die Abwicklung dort für uns alle nahm noch einmal fast eine Stunde in Anspruch. Ein riesen Gewese dort. Es werden Fotos für Ausweise gemacht und alle Sachen werden wie am Flughafen auf ein Band gelegt.
Mit Hilfe von Sonia Ortiga Zarazaga, die Assistentin von David Hammerstein, gelangten wir dann in das Büro von David Hammerstein.
Wir wurden alle sehr herzlich aufgenommen und er fragte jeden woher wir denn kämen. Er schlug vor, dass wir vorerst in die Cafeteria gingen, um etwas zu trinken. Nach einer Weile, machten Dr. Eichler und ich uns noch einmal auf den Weg aus dem Gebäude um die Karten und Infobriefe für diese Aktion aus dem Auto zu holen.
Den ganzen Weg wieder zurück. Ich schlug daher vor, wir gehen zum Auto, fahren vor das Parlament, laden aus und er würde das Auto wieder wegfahren. So brauchten wir die schweren Kartons nicht einen Kilometer lang schleppen. Als wir wieder in der Cafeteria waren, waren leider alle wieder weg. David Hammerstein befand sich in einer Sitzung und wir fanden eine Nachricht.
Wir gingen wieder ins Büro zu David Hammerstein. Wir wollten jetzt auch beginnen. Anna nahm sich ihre Liste und lief los. Dr. Eichler spricht italienisch, somit machte er sich auf den Weg die Italiener zu besuchen. Birgit und ich gingen etagenweise vor. Die Abgeordneten sitzen in dem Gebäude nicht nach Ländern, sondern alle durcheinander.
Selbst draußen an den Tierschildern, ist das Land nicht zu erkennen. Man kann diese nur etwas an den Namen ableiten.
Zum Teil sind wir gegen Wände gerannt, zum Teil hatten wir jedoch sehr gute Gespräche. Einige Assistenten und auch Abgeordnete freuten sich darüber, dass wir so weit angereist waren um sie darauf aufmerksam zu machen. Sie sagten, sie würden unterschreiben. Viele erklärten mir, sie würden hier von Informationen „zugemüllt“.
Dass es diese Deklaration Nr. 12 gab, wussten sie nicht. Einige aber auch kamen gerade aus der Sitzung. Aus dieser Sitzung in der David Hammerstein noch einmal darauf hingewiesen hatte, dass wir im Gebäude sind und er bat auch alle zu unterschreiben. Daher hatte ich auch solche Reaktionen, dass die Abgeordneten mir erklärten, ja sie hätten schon gewartet und sie bedankten sich für das Infomaterial.
Zwischendurch traf ich Anna auf dem Flur, sie war in sich so aufgeregt und voller Tatendrang. Sie strahlte und war überwältigt. Sie wurden von allen Ungarn, die sie besucht hatte herzlich aufgenommen. Zwischendurch dann traf ich eine völlig resignierte Birgit. Sie hatte einige Engländer getroffen.
Das aber wird sie ausführlich in ihrem Bericht schildern. Bis dato wussten wir nämlich nicht, das England innerhalb der EU eine ganz besondere Abteilung bildet. Es war jetzt schon weit nach 18:00 Uhr.
Nun trafen wir auch Martina wieder in Davids Büro. Sie hatte die Spanier besucht und meinte 50:50. Roland Eichler hatte für Italien fast 100 %. Die Italiener, die er bis jetzt angetroffen hatte, wollten unterschreiben. Wir waren alle ziemlich fertig. Roland Eichler machte sich noch einmal auf den Weg. Wir gingen in der Zeit zu den Postfächern um unsere persönlichen Briefe zu verteilen.
Diese konnten wir in die Postfächer der Abgeordneten legen. Hier waren auch aus unserem Forum und dem Hinweis auf unserer Startseite ca. 1000 Briefe eingegangen. Auf der Fahrt nach Frankreich hatte ich diese alle in einer Mappe alphabetisch sortiert. Als ich damit fast fertig war, bekam ich von Herrn Eichler eine SMS in der Stand: Die Postfächer der Abgeordneten sind übrigens nach Ländern sortiert.
GRRRRRRRRR schrieb ich zurück. Nun war es eh zu spät. Wir sortierten vor den Fächer wieder neu und verteilten. Das hat ewig Zeit gekostet. Es war nun bereits schon kurz vor 20 Uhr. Birgit und ich waren einfach nur platt und fertig. Von Anna hörten wir dann, dass Roland Eichler wieder im Büro ist und wir sollten zum Ende kommen.
Wir also alles wieder eingepackt und fuhren mit dem Fahrstuhl hoch. Wir packten alles ein und fuhren erst einmal ins Holidy Inn, da wir einen Text noch ins englische übersetzen mussten.
Dort traf dann auch Dr. Rumi Becker ein. Das Abendessen mit Hutchison, Parish und Hammerstein fiel aus. Warum können wir nicht sagen. Das war sehr schade. Martina Szyszka und die weiteren Begleiter, waren auch irgendwie weg. Wir hatten uns verloren. Nun war es bereits schon kurz nach 21:00 Uhr. Wir mussten noch irgendwie etwas essen.
Damit wir am nächsten Tag nicht wieder so viel Zeit verlieren würden, trafen wir Absprachen beim Essen, wer was morgen übernehmen würde. Denn Anna hatte sich durch das Gebäude gefragt und gelangte durch Umwege an einen Stand, an dem erfuhr sie die Zimmernummern. Somit wussten wir jetzt, dass wir nicht wieder planlos loslaufen, sondern bespickt mit Zimmernummern direkt die Abgeordneten suchen konnte.
Heute weiß ich, dass diese auch im Internet stehen. Leider zu spät. Um ca. Mitternacht waren wir im Hotel angekommen und fielen todmüde ins Bett. Leider konnte keiner von uns schlafen. Anna schrieb bis um 2:30 Uhr noch Karten für die ungarischen Abgeordneten. Diese wollte sie noch in deren Fächer legen. Sie bedankte sich noch einmal, dass sie so herzlich aufgenommen wurde und dass sie ihr zugehört hatten.
Und natürlich dafür, dass sie unterschreiben werden. Das eben ist Ungarn. Anna erklärte uns zuvor, dass man mit Respekt und einem riesen Danke schön, mit den Ungarn umgehen muss.
Das würde zum Erfolg führen. Dazu später mehr – denn Anna behielt Recht. Am nächsten Morgen gegen 8:00 Uhr trafen wir uns zum Frühstück. Anna bekam wieder mal keinen Bissen runter. Sie sah schlecht aus. War kreidebleich und sah völlig übermüdet aus. Ich hatte auch so gut wie gar nicht geschlafen. Birgit ging es genauso.
Wir waren völlig frustriert, da wir einfach viel zu viel Zeit mit dem Suchen der Abgeordneten in dem Gebäude vertrödelt hatten. Heute aber sollten wir nach Plan laufen. Ich hatte Dänemark. Birgit weigerte sich weiter England zu machen. Und Anna wollte zielstrebig weiter die Ungarn machen. Rumi hatte Österreich und noch verschiedene andere Länder.
Roland Eichler hing sich weiterhin an Italien. Als wir aufbrachen sagte keiner ein Wort. Absolute Stille und man merkte dass es in unseren Köpfen ratterte. Wir würden die nötigen Unterschriften so nie zusammenbekommen. Es mussten sich unbedingt noch einige von uns direkt am Ausgang des Saales postieren. Dort bräuchten die Abgeordneten nur kurz um die Ecke gehen und unterschreiben.
Wir waren aber einfach zu wenig Leute. Zu wenig hatten sich bereit erklärt mitzumachen. Das war so frustrierend und enttäuschend. Daher hatten wir abends noch Iris Nikolaus angerufen.
Sie braucht nur zwei Stunden. Sie sollte uns helfen. Iris sagte zu und so trafen wir Iris dann im Innenhof des Parlaments. Martina Szyszka und ihre Leute waren auch angekommen .Sie bereitete noch einige Sachen für die Pressekonferenz vor. Die Franzosen hatten ihre Hunde mit. Diese durften aber nicht in den Innenhof. Wir hatten noch eine ¾ Stunde bis zur Pressekonferenz.
Die Zeit wollten wir noch nutzen. Anna lief sofort los nach dem sie den Fuß im Gebäude hatte. Sie wollte unbedingt alle Ungarn erreichen. Wir machten uns wieder auf den Weg und verabredeten uns, dass wir dann um 10:30 Uhr unten vor dem Eingang zur Konferenz stehen würden. Nun war es 10:30 Uhr und wir trafen uns vor dem Eingang.
Verschiedene Organisationen trafen nun mit den Hunden ein. Um kurz vor 10:30 Uhr auch Peta. Es wäre besser gewesen, wenn Peta Leute vorher geschickt hätte, die mit uns „Klinken geputzt“ hätten. Das wäre viel effektiver gewesen, als nur für diesen Pressetermin vor Ort zu sein. Das sagte Roland Eichler auch zu einer Mitarbeiterin von Peta.
Es wird noch zwei weitere Aktionen geben. Wir hoffen sehr, dass dann mehr Tierschützer kommen und helfen, die Abgeordneten direkt anzusprechen.
Es sind insgesamt 784 Abgeordnete, wie soll man das mit nicht mal 10 Personen schaffen? Das ist unmöglich. Am Tag schafft man ca. 30 Büros aufzusuchen. Und die Abgeordneten sind auch nicht täglich vor Ort. David Hammerstein und andere Abgeordnete hielten Reden und erklärten, dass es wichtig sei etwas gegen das Schlachten der Heimtiere zu tun.
Eine Abgeordnete erklärte mir, dass es ja auch eine Gefahr für die Menschen sei. Diese vielen Straßenhunde. Ich konnte in dem Moment diese Auffassung überhaupt nicht teilen. Ich hatte zuvor so viele Bilder gesehen von Hunden, die an zugeschnürten Eisenstangen hingen. Ihnen das Blut aus dem Maul und der Nase lief.
Von Menschen die mit Eisenstangen auf sie prügelten. Von Hunden in Todesangst mit aufgerissenem Maul und aufgerissenen Augen. Sie schrien um ihr Leben und gingen von Bild zu Bild in die Knie. Was war da denn jetzt gefährlich für Menschen? Sich den Hund mit der Stange auf Abstand zu halten und draufzuprügeln bis er tot war.
Er konnte sich nicht wehren. Übrigens dauert das ca. 10 Minuten bis ein großer Hund tot ist. Ich hielt mich aber zurück und ging lieber. Ich wollte keine Diskussion beginnen. Ich hab mir auf die Zunge gebissen. Es hätte nichts gebracht. Es war wichtiger dass sie bei der Kundgebung dabei war.
Ich bin eben ein Hundemensch, kein Politiker. Und sollte man ihr das verübeln? Sie hatte diese Bilder vielleicht nicht gesehen und sie hat mit Sicherheit ihren Fuß auch noch nie in eine Tötungsdeponie gesetzt. Mitten in dieser Kundgebung stürzte Anna aus dem Gebäude. Sie rannte aus dem Gebäude hielt ihre Zettel fest vor die Brust.
Als sie auf unserer Höhe war, riss sie die Arme und hoch und rief: JAAAAAA ich hab sie, ich habe alle geschafft und der größte Teil wird unterschreiben. Es gab bei einem Abgeordneten von ihr, der wirklich höflich und nett war einen plausiblen Grund. Er wollte wegen einer Aktion von 4 Pfoten aus Ungarn nicht unterschreiben.
Dort kam es zu Unstimmigkeiten, die äußerst unschön waren. Er würde nicht mehr für den Tierschutz unterschreiben. Herzlichen Dank dafür an 4 Pfoten aus Ungarn. Eine weitere Abgeordnete wird nicht unterschreiben können, da sie nicht mehr nach Straßburg kommt. Anna war trotzdem glücklich für ihre Quote. Sie hatte gute Arbeit geleistet.
Sie erzählte wie ein Wasserfall und als sie die Hunde sah, die Plakate dazu brach sie förmlich in sich zusammen und weinte. Alles fiel von ihr ab. David Hammerstein nahm sie in den Arm. Er fragte: Why do you cry? Und tröstete sie. Anna kann kein englisch. Aber sie brauchten keine Worte. Nach dem der Tag zuvor so frustrierend war, hatten wir jetzt wieder Mut.
Roland Eichler und Rumi Becker machten sich wieder auf dem Weg um weitere Abgeordnete zu besuchen. Gegen 1:00 Uhr trafen wir wieder alle im Büro bei David Hammerstein ein. Es machte jetzt keinen Sinn mehr. Die Abgeordneten waren in der Mittagspause. Wir wollten die Zeit nutzen und die restlichen persönlichen Briefe in die Fächer der abgeordneten zu verteilen. Anna wollte noch unbedingt ein Bild zusammen mit einem Abgeordneten.
Wir wollen versuchen, einen Bericht in die ungarische Presse zu bekommen. Dafür brauchte Anna ein Fotos. Sie stiefelte also wieder los. Wir standen an den Fächern mit Iris, Birgit und Dr. Eichler und verteilten. Auf einmal kam wieder eine aufgeregte Anna angerannt. Im Schlepptau ein rumänische Tierschützerin. Anna erklärte uns, sie sei irgendwie im 7. oder 9. Stock gewesen.
Sie kann nur gebrochen englisch, aber sie hörte das Jemand sagte: Surch und animal und Hutchison. Anna drehte sich um und sagte zu der Frau: You surch me und hielt ihre Infoblätter hoch. Die Tierschützerin war so glücklich, endlich Jemanden gefunden zu haben. Sie hatte Tränen in den Augen, denn sie war bereits über Stunden in dem Gebäude und fand aber Niemanden.
Sie hieß Andreea Ruxandve Agapi und war zwei Tage über 1990 Kilometer von der moldawischen Grenze aus Rumänien nach Straßburg gefahren. Sie hatte von der Aktion im Internet gelesen. Viel zu kurzfristig und sie ist sofort ins Auto gestiegen und losgefahren. Dafür ziehe ich den Hut vor ihr. Sie erzählte uns von den Umständen in Rumänien.
Und das es dort an der Grenze weit aus noch schlimmer sei, als im landesinneren. Denn dort würde Niemand hinfahren. Sie wäre dort allein auf weiter Flur. Keine Deutschen die helfen.
Wir gingen zu David Hammerstein ins Büro. Sie wollte gleich zu den Rumänen. Und fragte immer wieder, wo sie die finden könnte. Sie wollte alle aufsuchen. Sie war wild entschlossen. Wir erklärten ihr dann, das sie überall sitzen und es wäre besser sie würden warten, bis sie eine Liste bekommt mit Zimmernummern. In der Zeit holte sie Bilder raus und zeigte uns das.
Ich verschließe mit Sicherheit meine Augen nicht und habe viel gesehen. Aber das hat alles gesprengt. Birgit warf nur einen Blick drauf und musste weinen. Andreea erzählte, dass sie die Aufnahmen selbst gemacht hatte. Sie war über den Zaun einer Tötung gestiegen und hatte diese Fotos gemacht. Wie sie das nur schaffen konnte?
Still sich zu verstecken und es zu fotografieren wie Hunde erschlagen werden. Sie brauchte diese Bilder als Beweis. Sie wurde jedoch entdeckt und man holte die Polizei. Sie wurde von den Polizisten verprügelt. Der Film wurde nicht beschädigt. Wir waren sprachlos und diese junge Frau war für mich Robin Hood und Don Quijote in einer Person. Wir besorgten ihr noch ein Hotelzimmer.
Denn darum konnte sie sich nicht kümmern, sie war sofort losgefahren. Sie bedankte sich immer wieder und war heilfroh, dass ihr endlich mal Jemand zuhörte.
Das sie gleichgesinnte getroffen hatte und sie hier etwas bewirken konnte.
Anna hatte noch immer nicht das Foto für die ungarische Presse und so liefen Anna und ich noch einmal los. Wir trafen dann Péter Olajos in seinem Büro. Anna klopfte und drückte ihr Ohr an die Tür. Laut hörten wir dann: IGEN!!! Das war mir so vertraut. Wir gingen rein und ein freundlicher Péter Olajos begrüßte mich. Anna hatte zuvor von mir erzählt.
Wir machten das Foto. Er bedankte sich noch einmal, dass wir ihn darauf aufmerksam gemacht hatten. Für uns war es jetzt an der Zeit uns zu verabschieden. Wir mussten Heim. Wir waren froh und hatten jetzt ein gutes Gefühl. Wir verabschiedeten uns von allen und gingen zum Auto. Wir waren völlig kaputt.
Ich muss ehrlich sagen, eine Tierschutzfahrt ist nicht annähernd so anstrengend wie zwei Tage Straßburg im Parlament. Wir waren völlig fertig. Anna konnte aber endlich wieder essen. Sie war so glücklich und so stolz und auch wir waren stolz auf Anna. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Von einer ungarischen Abgeordneten hatte sie sogar eine Emailadresse bekomme mit einem Hinweis, das ihre Mails gelesen werden.
Sie wollte weitere Infos und sie würde uns helfen. Die Parlamentarier die nicht unterschreiben wollten, wollte sie noch einmal ansprechen.
Was nützt es 5 Hunde aus einem Tierheim nach Deutschland zu adoptieren, wenn dafür zeitgleich 5000 qualvoll ermordet werden – Nichts!!! Ich wäre froh, wenn ich mich mal wieder anderen Dingen widmen könnte und mich nicht nur mit brutalen Bildern und Videos und Texten befassen müsste. Hier habe ich die Chance dazu, dass es vielleicht in 5 Jahren anders aussieht. Dann könnte ich vielleicht einfach mal wieder diese Zeit meinen eigenen Hunden widmen oder wieder Bilder malen …. Wie früher. Denn man mag es nicht glauben aber auch ich sehe lieber Musikvideos, Reportagen über Gott und die Welt, als das ich mir Bild- und Videomaterial von Tierquälereien und sterbenden Heimtieren ansehe.
Am 21. April gegen Mittag erzählt uns Dr. Eichler:
Ich habe geträumt, dass ich mit Dr. Rumi Becker auf einem großen Berg stand. Wir unterhielten uns haben die Aussicht genossen. Plötzlich bebte die Erde und es wurde laut und der Berg bebte. Dann sahen wir rundherum aus dem Tal, das Millionen von Hunde auf uns zu rannten. Der Berg bebte. Alle liefen auf uns zu und begrüßten uns freudig und sprangen an uns hoch und wedelten freundlich mit ihren Ruten…..
Der Traum von Roland Eichler soll wahr werden!!!Doch die Erfüllung hängt von der Deklaration der Nr. 12 ab, die hier an dieser Wand hängt.
Elke Otte Pfotenhilfe-Ungarn-Team
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