Ungarnfahrt mit den Foris!
Einladung nach Ungarn
Im Dezember 2012, kurz vor Weihnachten, gab es für die Forumsmitglieder eine riesige Überraschung. Es wurde dazu eingeladen, dass 10 Mitglieder im Mai für drei Tage nach Ungarn kommen dürfen, um live mitzuerleben, wie der Alltag in unserem Tierheim ist.
Zudem würden wir die Möglichkeit bekommen, auch noch andere Tierheime in Ungarn zu besuchen, plus das private Anwesen von Gabor, wo er sehr schwierige, alte und kranke Hunde betreut. Dieses sind die Seniorenresidenz und die Swiss Ranch.
Alle waren sehr aufgeregt, denn so etwas gab es noch nie zuvor. Für mich persönlich war es einHighlight. Denn wie oft habe ich mir schon aus tiefstem Herzen gewünscht, nur einmal dort im Tierheim sein zu dürfen. Für mich war es etwas ganz Besonderes.
Mir ging es nicht darum Urlaub zu machen, die Stadt kennen zu lernen, schön Essen zu gehen. Nein einzig und alleine wollte ich so viel Zeit wie möglich im Tierheim verbringen, um all die Eindrücke, all die vorherigen Gedanken, die man sich gemacht hat, auf mich wirken zu lassen.
Meine Reise ging schon am Mittwoch, dem 01.05.2013, los. Da ich selbst kein Auto habe und eine ganze Strecke hinter mich legen musste, um an den Treffpunkt zu gelangen, wo sich die Autotruppe treffen wollte, bekam ich die Möglichkeit bei Marion zu übernachten.
So konnte ich gleich Lusta kennen lernen, der es nach 5 Jahren Tierheimaufenthalt geschafft hat, endlich seine Familie zu finden.
Am nächsten Morgen müde, aber voller Aufregung und Freude, ging es los zum Treffpunkt nach Neu Isenburg. Unsere Autotruppe bestand aus Heike, die die Fahrerin war, sowie Marion, die auch ein Teil der Strecke übernahm, Antje, Susanne und mir.
Wir waren alle gespannt aufeinander, denn persönlich kannten sich nur ein paar. Die Fahrt war lang, aber sehr schön.
Wir hatten viele interessante Themen, haben trotz Autobahn hier und da schöne Dinge gesehen und, obwohl wir uns fremd waren, und nur aus dem Forum kannten, doch sehr nahe gefühlt.
Am Donnerstagabend sind wir in unserer Unterkunft angekommen. Es war schon sehr interessant zu sehen, wie sehr sich die Dinge in Ungarn von Deutschland unterscheiden.
Seien es manche der Häuser, die wenig komfortabel aussehen , dort aber die Menschen dennoch vielleicht sogar sehr glücklich leben, die Straßen, wovon es einige gab, die nur aus Sand und Staub bestanden, aber dennoch Straßen genannt werden, die Einfachheit, die dort zum Teil herrscht, und die Ruhe und Gelassenheit unter den Menschen, die man beobachten konnte und die es bei uns schon lange nicht mehr gibt, weil wir von einem zum anderen hetzen müssen.
In der Unterkunft haben wir eine der Vermittlerinnen aus Deutschland kennen gelernt. Marilies, die dort Urlaub machte und mit an Gabors Programm teilnahm. Natürlich war sie nicht alleine da, sondern hatte ihren Mann Gottfried und die beiden Hunde Jürgen und Bobo mit.
Wir haben noch eine ganze Weile zusammengesessen und dem nächsten Tag entgegen gefiebert.
Endlich war es so weit. Freitagmorgen, der Tag aller Tage. Nach einem entspannten Frühstück ging es los. Erster Halt, die Raststätte gleich nebenan. Dort war der Treffpunkt mit Gabor. Schließlich war unsere Gruppe noch nicht vollständig, denn es gab noch weitere 4 Personen, die sich auf den langen Weg mit der Bahn gemacht hatten.
Dazu gehörten Christa, Stefanie, Kirstin und Maike. Auch dort waren wir alle sehr aufgeregt, denn auch wir kannten uns zum Teil nur aus dem Forum. Gabor begrüßte uns alle und sagte uns, was der Plan für die kommenden drei Tage ist. Die komplette Gruppe machte sich dann unter Gabors Führung auf den Weg nach Szentes, um dort zwei Tierheime zu besichtigen.
Die Landschaft war sehr schön und die Stimmung bei allen gut, trotzdem hatten wir ein sehr mulmiges Gefühl im Magen, da wir nicht wussten was uns erwartet. Im ersten TH war es so eng, so viele Hunde, so wenig Personal, das aber versucht, mit den wenigen Mitteln, die zur Verfügung stehen, alle zu versorgen.
Viele Hunde hatten keinen Schatten in ihrem „Käfig“ und es ist erst Mai. Wie halten sie das im Hochsommer aus? Es gab keine Krankenstation, die Hunde sprangen aufgeregt und bellend am Gitter hoch.
Man fühlt sich hilflos, es gibt großes Leid. Kommt einer heraus, egal wie, stehen schon die nächsten vor der Tür….aber genau deswegen lohnt es sich für all diese Tiere zu kämpfen, sich zu engagieren und weiter zu machen, denn Einsatz für Hilfsbedürftige lohnt immer!
Die Situation im zweiten Tierheim war anders. Ob sie für die Hunde besser ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Eine große Gruppe Hunde große und kleine, alte und junge, konnte in einem Bereich frei herumlaufen.
Es war für mich ein beängstigtes Gefühl durch die bellenden, schnell anlaufenden Hunden, den Weg gezielt hindurch zu gehen. Generell ist die Gefahr nicht hoch, dass etwas passiert , sagte Gabor. Trotzdem ist es nie ausgeschlossen. Das jagte mir Angst ein.
Dennoch war mein Verlangen, zu sehen, wie diese Hunde hier leben, größer, und so ging ich mit. Hinter dem Freilaufgehege gab es ein weiteres Grundstückteil, wo sich einige Zwinger befanden und die Hunde durch lautes Bellen aufmerksam auf sich machten. Beide Tierheime waren nicht auf den neusten Stand, viele Dinge, die für uns in Deutschland ganz normal sind, fehlten dort an jeder Ecke. Es stimmte mich sehr traurig und trieb mir Tränen in die Augen.
Wir fragten Gabor viele Löcher in den Bauch, so gab es Dinge die wir gar nicht wussten, aber dank Gabors Aufklärung, anfingen zu realisieren.
Gabor erzählte uns auch, dass es ein drittes privates Tierheim in Szentes gibt, in dem 80 Hunde an der Kette gehalten werden, der Besitzer jedoch keine Besucher herein lässt.
Er erzählte uns auch, dass die beiden Tierheime, die wir gesehen haben, im Vergleich zu anderen im Lande zum „Mittelfeld“ gehören, d. h. für uns, es gibt sehr viele Hunde, die sehr viel schlechter untergebracht sind, als diese, die wir sahen.
Schön zu hören war, dass beide Tierheime mittlerweile Unterstützung von Organisationen bekommen. Die Situationen dort sind nicht schön. Aber das Gefühl zu wissen, diese Hunde, sei es noch so eng, noch so trostlos, müssen nicht auf der Straße leben, hungern und werden dort womöglich überfahren, dieses Gefühl war gut. Und auch, sie bekommen eine Chance darauf auch ein Zuhause zu finden, wo sie geliebt werden. Es geht zwar langsam voran, aber es passiert etwas, was ich sehr schön finde zu hören.
Danach ging es los, erst mal die Zugfahrer in ihr Hotel bringen, denn sie waren über einen Tag unterwegs gewesen und wollten sich ein wenig frisch machen.
Kurze Zeit später trafen wir uns erneut in der Stadt, wo wir uns ein wenig umschauten, Kaffee zur Stärkung tranken und uns in Gespräche vertieften.
Den Tag ließen wir in einem schicken Restaurant mit Gabor und seiner Freundin Dori, sowie vielen Fragen und intensiven Gesprächen ausklingen.
Samstag war es dann endlich soweit. Ich glaube, wir hatten alle nicht viel Schlaf, aber durch unsere große Aufregung merkten wir nichts davon. Es ging früh morgens los.
Wir durften ins Tierheim Menhely, in unser Tierheim! Hatten wir doch schon so viel darüber gelesen, waren wir doch schon so viel füreinander da, haben Unmögliches möglich gemacht, haben so oft mit gefiebert, begeistert alles verfolgt, geholfen wo wir konnten… Und nun. Nun standen wir da, vor dem Tor, hörten die Hunde bellen, sahen Mitarbeiter umherlaufen, sahen von weitem Gehege.
Mir wurde vor Aufregung ganz schummerig, meine Hände fingen an zu schwitzen, in meinem ganzen Körper spürte ich leichtes Zittern.
Gabor öffnete die Tür, begrüßte uns und bat uns freundlich herein. Dieses Gefühl, kaum beschreibbar.
Wir lernten die Mitarbeiter kennen, und planten zuerst einen schnellen Rundgang mit allen, und dann einen langsameren, aufgeteilt in Gruppen, um die Hunde nicht allzu sehr aufzuwühlen.
Wir starteten los, haben viele Informationen von einzelnen Dingen im Tierheim erhalten und sehr viel sehen können.
Die Welpen und Junghunde haben viel Platz zum Spielen und Toben. Die engagierten Mitarbeiter, die liebevoll mit den Hunden umgehen, waren den ganzen Tag unermüdlich im Einsatz.
Für die Allerjüngsten gibt es eine separate Unterbringung da diese Hunde noch zu jung für einen Impfschutz sind. Vor der hiefür vorgesehenen Unterkunft stehen Wannen mit Desinfektionsmitteln damit keine Krankheiten übertragen werden.
Es gibt die Krankenstation, in der es sehr sauber und ruhig ist. In jedem Zwinger gab es Wasser und ausreichend Futter. Die Hütten stehen auf Beton-Podesten oder Paletten und bieten dadurch einen gewissen Schutz vor Regen, ein anderer Teil der Zwinger hat Sandboden, so dass die Hunde etwas Abwechslung haben, buddeln können oder einfach im Sand weicher liegen.
In einigen Zwingern stehen Bäume oder es gibt sonstigen Schutz vor der Sonne. Auch hier sind es so viele Hunde, und alle, außer natürlich den ängstlichen Hunden, versuchten, etwas Aufmerksamkeit zu bekommen.
Man brauchte nur ein paar nette Worte zu einem Hund zu sagen, und schon kamen alle anderen auch an…..
Wir haben das von den „MIT“-Jugendlichen gebaute Übungsgehege gesehen, in dem mit den ganz ängstlichen, scheuen Hunden gearbeitet wird, so dass sie auch die Chance auf ein anderes Leben bekommen. In den daran angeschlossenen neuen Einzelzwingern wird auch mit den ängstlichen Hunden gearbeitet.
Gabor hat es geschafft, dass Freiwillige im Juni eine weitere Zwingerreihe bauen werden. In der zweiten Runde hatten wir genügend Zeit, um die Mitarbeiter über einzelne Hunde zu befragen, ausreichend Fotos zu machen und den einen oder anderen Hund einfach zu beobachten.
So banal es sich anhören mag, obwohl dort jeder einzelne sein eigenes Schicksal trägt, dadurch dass jeder Hund eingesperrt ist, täglich im Stress und ums eigene Überleben kämpft, so hatte ich trotz allem ein gutes Gefühl und fühlte mich unter all dem, was ich sah, wohl.
Es gab Hunde im Einzelzwinger, zum Schutz vor sich selbst und den anderen, es gab Hunde die einfach da lagen, und nicht aufgewühlt wie die anderen umher rannten. Auch Hunde, die nicht verträglich mit Menschen sind, und deswegen ein Riesentheater machten, und Hunde die krank waren und deswegen auf der Krankenstation untergebracht waren.
Nichtsdestotrotz empfand ich Verbundenheit, dadurch dass ich so viele Hunde von der Vermittlungsseite wieder erkannte, ich empfand Freude dabei, zu sehen, wie glücklich viele Hunde umher sprangen und spielten, Glück zu sehen, wie Hunde durch die intensive Arbeit der Mitarbeiter solche Fortschritte machen, so dass auch ihre Zeit kommen wird, wo sie ein Zuhause bekommen.
Anschließend hat uns Gabor über die Tierschutz-Situation in Kecskemét informiert, über die Zusammenhänge mit der örtlichen Quarantäne sowie die finanzielle Situation der PHU erläutert.
Er hat uns erklärt, warum manche Dinge nicht so einfach sind, wie wir Foris uns das vorstellen, und warum man nicht alle Ideen umsetzen kann, nur weil wir sie für gut empfinden. Es war besonders für mich sehr aufschlussreich, wo ich doch so unendlich viele Fragen hatte.
Um ein wenig Abstand zu bekommen, und alles sacken lassen zu können, wurden wir abends, samt Gabor, zum Kesselgulasch eingeladen. Es war schön, noch einmal zusammen zu sitzen, wo doch klar war, dass dieses der letzte gemeinsame Abend wird, bevor es wieder nach Hause geht.
Es war ein anstrengender, aber sehr informativer und schöner Tag.
Vor der Abreise am Sonntagmorgen bekamen wir noch die Möglichkeit die Swiss Ranch zu besichtigen. Dieses ist nicht selbstverständlich, denn es handelt sich dabei um Gabors Privatgrundstück.
Gabor betreut dort unter anderem kranke und alte Hunde, die auch über die Pfotenhilfe Ungarn vermittelt werden. So war es eine große Ehre für uns, trotz dessen daran teilhaben zu dürfen. Dann war das Wochenende vorbei.
Wir haben uns alle voneinander verabschiedet.
Gabor fuhr die Zugtruppe zum Bahnhof und auch die Autotruppe machte sich auf den Weg. Ich hatte nicht das Gefühl, wie erwartet, am Boden zerstört zu sein, bei all dem was ich sehe.
Ich hatte auch nicht das Gefühl, wie in den anderen beiden Tierheimen, alle Hunde einpacken zu müssen, um ihnen ein besseres Leben zu schenken.
Das Ganze ist jetzt eine Woche her. Ich hatte genügend Zeit mir Gedanken zu machen, es zu verinnerlichen, und alles noch mehr zu vertiefen. Ich bin sehr froh, dass ich mir ein eigenes Bild von der Situation vor Ort machen konnte und nun Fragen zur PHU besser beantworten kann und ich hoffe sehr, dass dies nicht mein letzter Besuch in Kecskemét war.
Es gibt viele Organisationen, viele Schicksale auf der Welt. Egal in welchem Land, egal ob Mensch oder Tier, aber mir ist noch viel bewusster geworden, dass man sich entscheiden muss. Man kann nicht überall und man kann nicht jedem helfen, so gerne man dieses auch tun würde.
Es ist uns allen klar, dass noch ein langer, schwieriger Weg zu gehen ist, aber auch, dass wir es schaffen können, die PHU weiter nach vorne zu bringen, wenn wir alle an einem Strang ziehen und, vor allem, nicht aufgeben und die Tiere und auch das tolle Team dort nicht im Stich lassen.
Ich finde es sinnvoller einem Verein zu helfen, aber dafür mit allem was man kann, als hier mal ein bisschen und da ein wenig.
Mir ist auch klar geworden, dass es den Hunden der PHU um einiges besser geht, als den Hunden in den anderen, vielen Tierheimen.
Aber mir ist auch klar geworden, dass das nur möglich war, durch all die jahrelange Arbeit der Menschen, die immer hinter der PHU standen.
Angefangen bei Gabor und seinem Team in Ungarn, das sich Tag ein Tag aus, immer wieder dem Schicksal der Hunde annimmt, mit vollem Herz dabei ist, nicht weil es ihr Job ist, sondern weil sie das, was sie tun, bis ins Unermessliche lieben.
Die ganzen ehrenamtlichen Mitarbeiter in Deutschland, die bemüht sind, für alle Hunde, die im Tierheim sind, ein schönes, liebevolles zu Hause finden.
Die, die genauso lange wie die aus Ungarn tagein und tagaus jeden Tag Stunden am Computer verbringen, unendliche Telefonate führen die neuen Übernehmer begleiten und informieren, und das ohne etwas dafür zu verlangen, weil auch für sie die PHU ein Teil ihres Lebens ist, was sie über alles lieben.
Die ganzen Foris, die an sämtlichen Schicksalen teilnehmen, die helfen, wo sie nur können, sei es finanziell, aber auch mit Hilfestellung für andere, die Nöte, Ängste und Sorgen haben. Die in schlechten Zeiten zusammenhalten und sich nicht vom Weg abbringen lassen.
All das und viel mehr, ist die Pfotenhilfe Ungarn.
Durch all diese Menschen wurde das erreicht, was es jetzt gibt, durch all das, konnte die PHU wachsen und den Hunden die Möglichkeit geben, ein besseres Leben zu führen.
Ohne all diesen Menschen wäre die Pfotenhilfe genau da, wo die anderen Tierheime noch stehen. Man darf nie aufhören, denen zu helfen, die man liebt, denen zu danken, die all das möglich gemacht hatten und werden, und für sie da zu sein, in guten wie in schlechten Zeiten.
Ich danke der Pfotenhilfe Ungarn ein Teil von ihnen sein zu dürfen, so nahe sein zu können, dass uns auch trotz Umständen und Zeitaufwand ermöglicht wurde, das Tierheim live zu sehen. Und ich bin glücklich und stolz darauf, dass es euch gibt.
Bericht und Fotos:
Angelique Klafflsberger